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Kritische Bilanzanalyse der „BILD-STEIN“ Sand-Stein-Bruch GmbH für das Geschäftsjahr 2021 aus Anlegersicht

ASPhotohrapy (CC0), Pixabay
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1. Allgemeiner Überblick

Der Jahresbericht der „BILD-STEIN“ Sand-Stein-Bruch GmbH für das Geschäftsjahr 2021 zeigt ein Unternehmen, das offenbar ein starkes Ergebnis erzielt hat. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 2,73 Mio. EUR, was im Vergleich zum vorherigen Verlustvortrag in Höhe von -474.763,91 EUR eine erhebliche Verbesserung darstellt. Dieser Überschuss wird jedoch durch einige strukturelle Schwächen in der Bilanz überschattet, die aus Anlegersicht besondere Aufmerksamkeit erfordern.

2. Vermögenslage (Aktiva)

Anlagevermögen (536.502,51 EUR):
  • Immaterielle Vermögensgegenstände: Nur 15.070 EUR sind als immaterielle Vermögenswerte, wie Konzessionen und Rechte, ausgewiesen. Dies ist vergleichsweise gering für ein Unternehmen in der Rohstoff- und Baustoffbranche, wo langfristige Rechte an Steinbrüchen oder Lizenzen von großer Bedeutung sind. Es könnte auf eine geringe Investition in langfristige Vermögenswerte hinweisen, die das Geschäft auf längere Sicht gefährden könnten.
  • Sachanlagen (521.432,51 EUR): Die Sachanlagen sind hauptsächlich technische Anlagen und Maschinen, was für einen Steinbruchbetrieb typisch ist. Der relativ niedrige Betrag deutet darauf hin, dass der Betrieb entweder auf relativ alte oder abgeschriebene Maschinen setzt, was mögliche Effizienzprobleme oder bevorstehende Ersatzinvestitionen nach sich ziehen könnte.
Umlaufvermögen (3.262.204,90 EUR):
  • Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (1.329.623,09 EUR): Der Großteil der Forderungen stammt offenbar nicht aus dem Hauptgeschäft (Lieferungen und Leistungen sind nur 12.659,78 EUR). Die übrigen 1,31 Mio. EUR bestehen aus „sonstigen Forderungen und Vermögensgegenständen“, deren genaue Zusammensetzung nicht näher erläutert wird. Dies könnte Unsicherheiten bergen, da nicht klar ist, wie werthaltig diese Forderungen tatsächlich sind.
  • Kassenbestand und Guthaben (1.924.074,99 EUR): Ein beträchtlicher Teil des Umlaufvermögens besteht aus liquiden Mitteln. Während dies positiv erscheint, könnte es auch darauf hindeuten, dass das Unternehmen keine effektiven Investitionen zur Nutzung dieser Mittel findet. Das Halten großer Bargeldbeträge über einen längeren Zeitraum kann auf verpasste Chancen hinweisen.

Kritik: Ein Großteil des Vermögens besteht aus liquiden Mitteln und Forderungen, die nicht direkt aus dem Kerngeschäft resultieren. Dies wirft Fragen über die nachhaltige Ertragskraft und Investitionstätigkeit des Unternehmens auf.

3. Finanzlage (Passiva)

Eigenkapital (2.313.067,05 EUR):

Das Eigenkapital setzt sich aus einem geringen eingezahlten Stammkapital (35.000 EUR), einer Kapitalrücklage (20.000 EUR) und einem Bilanzgewinn von 2,26 Mio. EUR zusammen. Dies stellt auf den ersten Blick eine starke Kapitalbasis dar. Der erhebliche Jahresüberschuss im Vergleich zu den Vorjahren hat das Eigenkapital deutlich gestärkt.

Rückstellungen (883.955,00 EUR):
  • Steuerrückstellungen (729.859,00 EUR) machen einen Großteil der Rückstellungen aus. Dies zeigt, dass ein erheblicher Teil des erwirtschafteten Gewinns durch Steuerverpflichtungen noch belastet ist, was das Eigenkapital künftig reduzieren könnte.
  • Sonstige Rückstellungen (154.096 EUR) sind ebenfalls signifikant und könnten für noch unklare Verbindlichkeiten wie ausstehende Reparaturen oder mögliche Rechtsstreitigkeiten stehen.
Verbindlichkeiten (601.685,36 EUR):
  • Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen 233.297,04 EUR, was vergleichsweise moderat ist. Dies könnte auf eine geringe Fremdfinanzierung hinweisen, was das Unternehmen weniger anfällig für Zinsänderungen macht.
  • Sonstige Verbindlichkeiten: Der Großteil dieser Position besteht aus steuerlichen Verpflichtungen (293.611,62 EUR). Dieser Posten stellt eine kurzfristige Belastung dar und könnte in naher Zukunft einen erheblichen Liquiditätsabfluss erfordern.

Kritik: Obwohl das Unternehmen einen hohen Jahresüberschuss erwirtschaftet hat, könnte dieser durch hohe Steuerverbindlichkeiten und Rückstellungen erheblich geschmälert werden. Anleger sollten sich bewusst sein, dass das ausgewiesene Eigenkapital durch diese noch ausstehenden Verpflichtungen deutlich sinken könnte.

4. Ertragslage

Umsatzerlöse (361.858,63 EUR):

Die Umsatzerlöse sind für ein Unternehmen dieser Größe relativ gering. Dies könnte auf eine niedrige Marktnachfrage oder operative Probleme hinweisen. Es ist auffällig, dass die Umsätze im Vergleich zum hohen Jahresüberschuss kaum ins Gewicht fallen.

Sonstige betriebliche Erträge (4.833.533,67 EUR):

Der wesentliche Teil der Erträge stammt aus „sonstigen betrieblichen Erträgen“, die nicht näher erläutert werden. Dies wirft Fragen darüber auf, ob diese Erträge nachhaltig sind. Sie könnten aus einmaligen Vorgängen wie dem Verkauf von Vermögensgegenständen oder außergewöhnlichen Erträgen stammen. Anleger sollten vorsichtig sein, da diese Erträge in Zukunft möglicherweise nicht wiederholbar sind.

Materialaufwand und Personalaufwand (322.417,95 EUR):

Der Material- und Personalaufwand ist relativ gering, was typisch für einen Kapital-intensiven Betrieb wie einen Steinbruch ist. Es könnte jedoch auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen entweder nicht voll ausgelastet ist oder mit geringen Produktionsvolumen arbeitet.

Abschreibungen (833.785,20 EUR):

Die hohen Abschreibungen sind teilweise auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen zurückzuführen. Insbesondere die Abschreibung von 751.555,49 EUR auf Gegenstände des Umlaufvermögens ist ungewöhnlich hoch. Dies könnte auf eine Wertberichtigung von Vorräten oder Forderungen hinweisen, was die Werthaltigkeit dieser Vermögenswerte infrage stellt.

Jahresüberschuss (2.732.830,96 EUR):

Der hohe Jahresüberschuss ist stark von den sonstigen betrieblichen Erträgen abhängig. Ohne diese Position wäre das Ergebnis des Unternehmens deutlich schwächer ausgefallen. Es ist fraglich, ob dieser Überschuss in den kommenden Jahren wiederholbar ist.

Kritik: Der Jahresüberschuss wird fast ausschließlich durch außerordentliche Erträge getragen, die nicht nachhaltig erscheinen. Anleger sollten daher vorsichtig sein, ob diese Gewinne langfristig erzielt werden können.

5. Risiko- und Chancenanalyse

Risiken:
  • Hohe Abhängigkeit von außerordentlichen Erträgen: Da ein großer Teil des Ergebnisses durch nicht näher erläuterte „sonstige betriebliche Erträge“ erzielt wurde, besteht das Risiko, dass zukünftige Ergebnisse deutlich schlechter ausfallen, falls diese einmaligen Erträge ausbleiben.
  • Hohe Steuerlast: Die hohen Rückstellungen für Steuern deuten darauf hin, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren mit erheblichen Steuerzahlungen rechnen muss, was die Liquidität belasten könnte.
  • Niedrige Umsätze: Die geringen Umsätze werfen die Frage auf, ob das Kerngeschäft profitabel betrieben wird und ob die Nachfrage nach den abgebauten Rohstoffen ausreichend ist.
Chancen:
  • Hohe Liquidität: Die hohen liquiden Mittel bieten dem Unternehmen Spielraum für zukünftige Investitionen oder die Tilgung von Verbindlichkeiten. Dies könnte genutzt werden, um das operative Geschäft zu stärken oder neue Geschäftsfelder zu erschließen.
  • Verbesserte Eigenkapitalbasis: Der hohe Jahresüberschuss hat die Eigenkapitalbasis erheblich gestärkt, was das Unternehmen für schwierige Zeiten resilienter macht.

6. Fazit

Die „BILD-STEIN“ Sand-Stein-Bruch GmbH weist eine stark verbesserte Ertragslage auf, die jedoch hauptsächlich auf außerordentliche Erträge zurückzuführen ist. Das operative Geschäft scheint nicht stark genug zu sein, um langfristig stabile Gewinne zu erwirtschaften, und die geringen Umsatzerlöse sowie die hohe Steuerlast könnten in den kommenden Jahren Probleme verursachen.

Empfehlung: Aus Anlegersicht sollte vorsichtig agiert werden. Obwohl das Unternehmen kurzfristig hohe Gewinne verzeichnet, basiert dies hauptsächlich auf einmaligen Erträgen. Die langfristige Rentabilität des Unternehmens ist nicht gesichert, und hohe Verbindlichkeiten sowie Steuerrückstellungen könnten in Zukunft die Liquidität erheblich belasten.

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