Der EXW-Großprozess am Landesgericht Klagenfurt wurde mit der Einvernahme eines neuen Angeklagten fortgesetzt. Der 24-jährige Kärntner, der sich zuvor auf Bali aufgehalten hatte und sich im September der Justiz stellte, zeigte sich vor Richterin Claudia Bandion-Ortner voll geständig. Seine Verteidiger betonten, dass er kein großer Kryptoinvestor sei und nur eine Hauptschulausbildung habe. Der 24-Jährige bekannte sich in allen Anklagepunkten schuldig und erklärte seine Sicht auf die komplexe Geschichte des mutmaßlichen Betrugs. Er beteuerte, dass die Firma nicht mit Betrugsabsicht gegründet worden sei und widersprach damit der Zeugenaussage der Ex-Lebensgefährtin des Hauptangeklagten, die von betrügerischen Absichten bei der Gründung gesprochen hatte.
Der Angeklagte berichtete von Zweifeln, die er nach etwa einem halben Jahr nach der Gründung von EXW bekam, insbesondere als der Bitcoin-Markt im Oktober 2019 einbrach. Er hatte Bedenken hinsichtlich der Preisgestaltung und erzählte von einer Situation, in der der Erstangeklagte den Preis erhöhen wollte, um Kunden Sicherheit zu signalisieren. Diese und andere Vorkommnisse ließen ihm Zweifel kommen, aber er arbeitete noch etwa ein halbes Jahr weiter, bevor er die Firma im Frühjahr 2020 verließ.
Anschließend floh der 24-Jährige nach Bali, wo er drei Jahre verbrachte und Medienberichten zufolge in relativer Sorglosigkeit lebte. Dort half er seiner Freundin, die ein Restaurant betrieb, und sie verdienten monatlich 1.200 Euro zum Lebensunterhalt. Der Großprozess um die Kryptoinvestment-Firma EXW umfasst neun Angeklagte, die wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs, Geldwäsche, Pyramidenspielen und krimineller Vereinigung angeklagt sind. Später am Nachmittag ist eine weitere Einvernahme des Hauptangeklagten geplant, der vor zwei Wochen überraschend ein Geständnis abgelegt hatte.
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