Na, wer hätte das gedacht? Die finanziell gebeutelten Gläubiger des insolventen Motorradbauers KTM zeigen sich plötzlich als wahre Kämpfer für Fairness – zumindest, wenn es um ihr eigenes Geld geht. Eine Gruppe unter der Führung des US-Hedgefonds Whitebox Advisors findet die angebotenen 30 Prozent Rückzahlung nämlich ein bisschen mickrig. Und anstatt das brav hinzunehmen, wagen sie es doch tatsächlich, einen eigenen Plan vorzulegen. Skandal!
Plötzlich ist allen ihr Geld doch ganz wichtig
Laut einer Bloomberg zugespielten Präsentation wollen die Gläubiger großzügiger sein als KTM selbst – also nicht nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum von 30 Prozent zahlen, sondern noch ein bisschen drauflegen. Ein Akt der Nächstenliebe? Wohl kaum. Sie haben einfach festgestellt, dass die KTM-Mutter Pierer Mobility mit der aktuellen Restrukturierung fein raus wäre – auf Kosten der Kreditgeber, versteht sich.
Denn wie es aussieht, soll Pierer Mobility das Unternehmen zu einem lächerlichen Bruchteil des ursprünglichen Werts zurückkaufen dürfen. Die Gläubiger? Die müssten sich mit erheblichen Abschlägen zufriedengeben. Doch Whitebox & Co. sind offenbar nicht in Geberlaune und fordern stattdessen, dass das bestehende Eigenkapital auf null gesetzt wird – was natürlich den Aktionären so gar nicht gefallen dürfte.
Alle Beteiligten hüllen sich in bedeutungsvolles Schweigen
Auf Fragen zur Angelegenheit reagierte – Überraschung! – niemand. Weder Whitebox noch die KTM-Mutter Pierer Mobility oder das Beraterunternehmen Perella Weinberg Partners hatten Lust, sich zu äußern. Wahrscheinlich sind sie alle noch dabei, die perfekte PR-Formulierung für „Wir wollen einfach nur unser Geld retten“ zu finden.
Der alternative Gläubigerplan: Mehr Geld für die, die schon draufgezahlt haben
Der Vorschlag der rebellierenden Kreditgeber klingt in der Theorie fast nobel: Statt Pierer Mobility günstig einsteigen zu lassen, sollen alle Gläubiger selbst die Möglichkeit haben, in das Unternehmen zu investieren. Wer die neue Finanzierung bereitstellt, erhält immerhin 30 Prozent der Anteile, während die restlichen 70 Prozent unter den bereits gebeutelten Gläubigern aufgeteilt werden. Ein fairer Deal? Zumindest fairer als der ursprüngliche Plan, bei dem die Kreditgeber am Ende mit leeren Händen dastehen.
Und für die, die keine Lust auf eine weitere Runde Kapitalvernichtung haben? Kein Problem – laut Gläubigerplan sollen auch sie „wesentlich bessere Rückgewinnungsraten“ erhalten. Klingt fast so, als würde hier jemand den ersten vernünftigen Vorschlag in dieser ganzen Insolvenzposse machen.
Der Showdown naht: Entscheidung am 25. Februar
Der große Tag rückt näher: Am 25. Februar dürfen die Gläubiger abstimmen, welcher Plan sie am wenigsten bluten lässt. Bis dahin bleibt es spannend, ob KTM sich noch eine kreative Lösung aus dem Ärmel schüttelt – oder ob die Gläubiger doch ausnahmsweise die besseren Karten haben. Wetten werden noch entgegengenommen.
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