Fast 10 Jahre nach der Insolvenz beginnt der Prozess gegen die Angeklagten der DM Beteiligungs AG. Rund 9.000 Anleger hatten ihr Geld bei der DM Beteiligungs AG angelegt. Der Hauptangeklagte Jürgen Schlögel allerdings wird nicht auf der Anklagebank sitzen. Er legt ein Gutachten vor, nach dem er verhandlungsunfähig ist. Als schwer Alkoholkranker sei er für seine Taten nicht verantwortlich. Weiterer Angeklagter ist der Wirtschaftsprüfer Hannes Kuhn, Verantwortlicher der inzwischen insolventen Solar Millenium.
DM Beteiligung und WBG Leipzig West
Ende der Neunziger Jahre hatte Schlögel mit seinen Partnern über die WBG Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West ein System zum „Gelddrucken“ aufgebaut. Hunderte von Millionen Euro sammelte er mit dem Versprechen hoher Zinsen ein. Es war naheliegend, dass es sich dabei um ein Schneeballsystem handelte. Im Sommer 2006 brach das System in sich zusammen. Rückzahlungen konnten nicht mehr geleistet werden. Die Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West ging in die Insolvenz. Die Hauptverantwortlichen wurden in Haft genommen, unter anderem der Drahtzieher im Hintergrund, Jürgen Schlögel.
DM Beteiligung: Verdacht auf Schneeballsystem
Parallel dazu hatte Schlögel ein fast identisches System mit der DM Beteiligung aufgebaut. Oft, so stellte sich später heraus, wurden die Gelder ohne Wissen der Anleger der WBS Wohnungsbaugesellschaft Leipzig oder eben der DM Beteiligung zugeordnet. Im Prinzip kann man sagen, dass DM Beteiligung die kleine Schwester der WBG Leipzig West war. Auch bestand der Verdacht eines Schneeballsystems.
DM Beteiligung Prozess: Keine späte Genugtuung für die Opfer.
Das erste Strafverfahren in Leipzig gegen Jürgen Schlögel und die übrigen Angeklagten musste wegen Verfahrensfehlern unterbrochen werden. Schlögel kam nach 17 Monaten Untersuchungshaft frei. Mit Wiederaufnahme des Prozesses behauptete Schlögel dann, alkoholkrank und nicht verhandlungsfähig zu sein. Gutachten belegen dieses. Das Gericht hat das Verfahren gegen Jürgen Schlögel in Sachen WBG Leipzig West ausgesetzt. Das Gleiche passiert jetzt im Prozess gegen die DM Beteiligung.
Konnte ein Alkoholkranker solch komplexe Systeme aufbauen?
Immer wieder sind auch Zweifel angemeldet worden, ob der alkoholkranke Jürgen Schlögel allein die Verantwortung für die sehr komplex angelegten Unternehmensstrukturen bei der WBS Leipzig West und bei der DM Beteiligung gehabt haben könnte. Es gab immer wieder Hinweise darauf, dass im Hintergrund andere das Unternehmen gesteuert haben. In Verdacht war die Wirtschaftsprüfungskanzlei des Angeklagten Hannes Kuhn geraten. Hinweise von Resch Rechtsanwälte an die Staatsanwaltschaft in Leipzig wurden offenkundig nicht weiterverfolgt, weil man 2006 an einer schnellen Strafverfolgung und einem schnellen Urteil interessiert war. Dazu ist es nicht gekommen. Schlögel ist weiter tätig. Überraschend ist es für viele derjenigen, die ihn Nürnberg erleben, dass nicht an seiner Schuldfähigkeit gezweifelt wird.
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