Die Leipziger Jugendamtsleiterin Manuela Kastrup ist seit ihrem Dienstantritt im Februar trotz vieler Debatten um Kita-Schließungen nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Nun muss sich die Chefin der größten städtischen Behörde schon wieder verabschieden.
Ein Personaldebakel der besonderen Art
Kaum drei Monate im Amt und schon wieder weg: Leipzigs neue Jugendamtsleiterin Manuela Kastrup hat das Handtuch geworfen. Nach einem kurzen Plausch mit Bürgermeisterin Vicki Felthaus (Bündnis 90/Die Grünen) verabschiedete sich Kastrup per E-Mail von ihren Mitarbeitenden. Beide Damen waren sich einig: „Das war’s dann wohl.“ Vielleicht hätte ein Pfund Mehl, Hefe und Wasser bei der Personalauswahl geholfen – denn offenbar ist es derzeit einfacher, sich die Mitarbeitenden einfach selbst zu backen.
Die Gerüchteküche brodelte schon seit Tagen. Telefonisch war Kastrup nicht zu erreichen und auch E-Mail-Anfragen blieben unbeantwortet. Am Montag erklärte die Stadtverwaltung noch, dass von einer Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses nichts bekannt sei. Doch just an diesem Tag fand das entscheidende Gespräch zwischen Kastrup und ihrer Vorgesetzten statt. Timing ist alles!
Kastrup war unter 47 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt und im November 2023 vom Stadtrat zur Nachfolgerin des ein Jahr zuvor geschassten Jugendamtsleiters Nicolas Tsapos gewählt worden. Mit einem begeisternden Ergebnis von 33 Ja-Stimmen bei 24 Gegenstimmen und vier Enthaltungen wurde sie in das Amt berufen. Mehrere Quellen berichten, dass Kastrup sich im Bewerbungsgespräch hervorragend verkauft habe. Doch im Dienst agierte sie zurückhaltend. In Debatten mit Stadträten wirkte sie zwar staatstragend, ließ aber meist ihre Abteilungsleiter sprechen. Ob das ein neues Konzept war? „Stille Post“ in der Amtsführung?
Offenbar unterschätzte sie die Komplexität der Aufgabe, sodass Bürgermeisterin Felthaus noch in der Probezeit die Reißleine zog. Das Leipziger Jugendamt, mit seinen 1600 Stellen die größte städtische Behörde, bleibt damit vorerst ohne dauerhafte Leitung. Ein weiteres Kapitel im Buch der Leipziger Personalwunder.
Stühlerücken im Leipziger Rathaus
Auch im Kulturdezernat bleibt es turbulent. Anfang des Jahres trennte sich Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) von Kulturamtsleiterin Anja Jackes, die nur drei Jahre im Amt war. Die Gründe bleiben im Dunkeln, aber seit dem 5. Januar leitet Antje Brodhun das Amt kommissarisch. Die Stadtverwaltung hält sich auch hier bedeckt, während der Stadtrat und die Öffentlichkeit weiter im Dunkeln tappen.
Die wiederholten personellen Turbulenzen werfen ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der Leipziger Stadtverwaltung, geeignete Leitungskräfte zu finden und zu halten. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Personalentscheidern ein Grundrezept für erfolgreiche Auswahlverfahren an die Hand zu geben – oder doch wenigstens ein Päckchen Hefe. Schließlich könnte man sich dann die Mitarbeitenden nach eigenem Geschmack backen. Und wer weiß, vielleicht schmecken sie dann sogar besser.
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