Die dramatischen Ereignisse von Leipzig schlagen bis nach Neuss durch. Das LKA Sachsen durchsuchte bei ihrer Razzia die Geschäftsräume der LICON-Gruppe und die Privatwohnungen der drei LICON-Chefs. Diese Nachricht löste am Donnerstag in Neuss Ratlosigkeit aus.
In Neuss bei Düsseldorf gibt es ein Projekt mit Namen „Marianum“, in das das Unternehmen LICON scheinbar eingebunden ist. Es gibt es wohl seit geraumer Zeit „atmosphärische Störungen“ zwischen den Beteiligten am Projekt. Deshalb war für den Tag der Razzia ein „Friedensgipfel“ anberaumt worden, zu dem es aber dann nicht mehr kommen konnte, da die Geschäftsführer des Vertragspartners zu diesem Zeitpunkt wohl offensichtlich schon in Haft genommen wurden. Zurück blieb der Prokurist des Vertragspartners Peter Krupinski, ohne dass die offen stehenden Fragen einer Klärung näher gebracht werden konnten. „Uns erwischte die Nachricht kalt“, sagt Krupinski, „sie belegt, wie richtig es war, juristische Schritte einzuleiten.“
Was wird nun aus dem Marianum-Projekt? An der Preußenstraße will die LICON im ehemaligen Notburgahaus und in einem neuen Anbau insgesamt über 90 Luxus-Wohneinheiten errichten. Die Arbeiten laufen. Bereits im Februar waren über 40 Wohnungskäufe beurkundet. Besteht Hoffnung? Zuversicht strahlt Hartmut Schultz aus. Er ist Sprecher von Jürgen Henning. 2005 gründete der Deutsch-Amerikaner gemeinsam mit zwei der jetzt beschuldigten Manager die Firma LICON. Er gilt als maßgeblicher Kapitalgeber der Gruppe. Henning wurde am Donnerstag gemeinsam mit dem ehemaligen WestLB-Chef Alexander Stuhlmann vom Landgericht Leipzig zur Geschäftsführung der LICON Wohnbau GmbH ermächtigt. Sein Ziel sei es, so Schultz Donnerstagabend zur NGZ, das Neusser Marianum-Projekt zu Ende zu führen. Daran arbeite Henning, der durch eine Anzeige gegen seine Teilhaber im September die Ermittlungen ausgelöst habe. „Wer eine Bereinigung einleitet“, kommentierte Bürgermeister Herbert Napp die Ereignisse, „der will das gute Ergebnis.“ Der Neusser Bauverein hatte seinerzeit das Marianum-Areal vom Erzbistum Köln gekauft und mit Gewinn an die Kölner Vivacon weiter veräußert. Als der Projektentwickler in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wanderte die Neusser Filetliegenschaft weiter – der neue Eigentümer hieß LICON. Mit dem liegt der Bauverein bereits seit einiger Zeit im Streit. Die Neusser warten auf Geld. Sie lassen wie vereinbart die gemeinsame Tiefgaragen-Zufahrt bauen, die anteilmäßig von der LICON zu bezahlen ist. Als eine Rate ausblieb und die Kommunikation abgebrochen wurde, reichte der Bauverein Klage ein. Zum „Friedensgespräch“ kam es nicht mehr. Wir sind gespannt, wie es dort weitergeht. Herr Stuhlmann und Herrn Henning, sie sind beide nicht zu beneiden.
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