Stellen Sie sich vor, Sie melden sich für eine Reality-Show an, die vorgibt, Ihnen die große Liebe zu bescheren. Stattdessen erhalten Sie einen Crashkurs in Überstunden, rechtlicher Einschüchterung und Arbeitsausbeutung – willkommen bei Love Is Blind!
Die US-Arbeitsbehörde (NLRB) hat endlich das getan, was wir alle dachten: Reality-TV-Teilnehmer als Angestellte einzustufen. Denn wenn man in kleinen Pods sitzt, endlose Interviews führt und gezwungen wird, mit „laufenden roten Flaggen“ zusammenzuwohnen, klingt das eher nach „Arbeitsplatz“ als nach „Urlaub auf Netflix’ Kosten“.
Ein Paradebeispiel ist Renee Poche, die gerade mal 8.000 Dollar für die Teilnahme an der Show erhielt – ungefähr so viel, wie Jeff Bezos für seine morgendliche Kaffeeauswahl ausgibt. Doch die Produzenten verlangen ernsthaft 4 Millionen Dollar von ihr, weil sie es gewagt hat, über ihre angeblich traumatischen Erlebnisse zu sprechen. Das sind doch fantastische Arbeitsbedingungen, oder?
Und dann ist da noch Nicholas Thompson, der die Show als „ziemlich furchtbare Erfahrung“ beschreibt. Mangelnde psychologische Unterstützung, schlechte Arbeitsbedingungen und 24/7-Dreharbeiten? Vielleicht hätte Netflix den Titel der Show ändern sollen: „Love Is a Labor Law Lawsuit Waiting to Happen.“
Reality-TV als Arbeitsplatz: Das neue Normal?
Aber machen wir uns nichts vor – Love Is Blind ist nur der sichtbare Gipfel eines Eisbergs, der Reality-TV heißt. Laut der Arbeitsbehörde sind Klauseln wie „Bleib oder zahl“ (wo Kandidaten mit Strafen von 50.000 Dollar bedroht werden, wenn sie die Show frühzeitig verlassen) allgegenwärtig. Ach, und wenn Sie nicht genug Schlaf, Nahrung oder Wasser bekommen, sehen Sie es einfach als Methode an, Ihre Persönlichkeit „authentischer“ wirken zu lassen.
Und dann gibt es natürlich noch die rechtliche Feinheit, dass Reality-TV-Teilnehmer bisher keine Angestellten waren. Genial, oder? Sie werden wie Angestellte behandelt (strenge Arbeitszeiten, Knebelverträge, keine Entscheidungsfreiheit), aber genießen keine Rechte. Jetzt könnte sich das ändern – zumindest, bis das neue Trump-Team im Weißen Haus beschließt, dass „Reality-TV“ so heilig ist wie die Steuerbefreiungen für Milliardäre.
Reality-TV-Industrie: Bald mit Gewerkschaften?
Der eigentliche Clou? Wenn die Teilnehmer tatsächlich als Angestellte anerkannt werden, könnten sie sich gewerkschaftlich organisieren. Ja, Sie haben richtig gelesen: Gewerkschaften für Reality-TV-Teilnehmer. Vielleicht könnte die erste Forderung sein: „Lasst uns wenigstens für die Stunden bezahlen, in denen wir vor der Kamera gedemütigt werden.“
Doch seien wir ehrlich, eine Gewerkschaft wird die Produzenten wahrscheinlich nicht davon abhalten, Kandidaten weiter wie Bauern auf einem Schachbrett zu behandeln. Schließlich geht es bei Reality-TV nicht um Liebe oder Ehrlichkeit – es geht um Einschaltquoten.
Fazit: Love Is Blind zeigt nicht nur, dass Liebe blind macht, sondern offenbar auch, dass arbeitsrechtliche Standards in Hollywood längst in der Dunkelheit verschwunden sind. Vielleicht ist es Zeit, dass jemand das Licht anmacht – aber bis dahin sollten wir uns alle darauf einstellen, dass die nächste Staffel noch härter, härter und vor allem juristisch interessanter wird. Reality-TV: Wo das einzig Reale der Arbeitskampf ist.
Kommentar hinterlassen