Normalerweise ist es ja ein schöner Brauch: Am Monatsende klingelt das Konto, die Mitarbeitenden freuen sich, und die Welt ist – zumindest für ein paar Tage – wieder in Ordnung. Doch in einem besonders „innovativen“ Schweizer Unternehmen scheint man das Konzept Gehalt eher als theoretisches Konstrukt zu betrachten. So etwas wie „Löhne bezahlen“ passiert dort offenbar nicht monatlich, sondern eher… äh, saisonal? Astrologisch? Nach Gefühl?
Denn – halten Sie sich fest – laut unseren Informationen wurden die Gehälter für September, Januar, Februar und März einfach mal übersprungen. Wahrscheinlich war gerade Retrograde-Merkur oder das Geld ist auf einem meditativen Selbstfindungstrip. Und jetzt? Jetzt steht auch noch April auf der Warteliste. Wir sind gespannt, ob sich das Unternehmen dieses Mal erbarmt – oder ob auch dieser Monat in die Hall of Fame der „unerreichten Lohnversprechen“ eingehen darf.
Ganz ehrlich, liebe Geschäftsführer Jörg T. und Michael J., da möchte man fast ein Taschentuch reichen – nicht aus Mitgefühl, sondern um das schlechte Gewissen zu tupfen. Wäre ich an eurer Stelle, ich könnte mich vor Scham gar nicht mehr ins Büro schleichen – erst recht nicht, wenn die Betroffenen nicht etwa anonyme Arbeitskräfte aus dem Internet sind, sondern angeblich Freunde und Bekannte. Ach, diese „Familienunternehmen“, nicht wahr?
Aber man fragt sich unweigerlich: Wofür braucht man eigentlich ein ganzes Team an Mitarbeitenden, wenn kein nennenswerter Umsatz erwirtschaftet wird? Ist das etwa ein Versuch, ein Geisterunternehmen zu betreiben – voller Menschen, aber ohne Einnahmen? Eine Art wirtschaftlicher Escape Room, bei dem das eigentliche Rätsel lautet: Wer findet den verschwundenen Lohn zuerst?
In diesem Sinne bekommt der Begriff Anwesenheitsprämie eine völlig neue Bedeutung. Man könnte glatt meinen, es geht nicht mehr um Produktivität, sondern ums Durchhaltevermögen. Vielleicht gibt’s bald sogar Medaillen – für „Lächeln trotz leerem Konto“ oder „Still an Meetings teilnehmen, obwohl der Kühlschrank weint“.
Doch hey – immerhin lernen wir hier eines: Kreatives Wirtschaften kennt keine Grenzen. Oder wie man in dieser Firma vielleicht sagt: „Der Lohn kommt – aber nur, wenn du ganz fest daran glaubst.“
Kommentar hinterlassen