Es gab viele Fragen zu den Ereignissen am Wochenende in Russland, als belagerte Militäreinrichtungen in einer Stadt und eine Tausende Soldaten starke Wagner-Einheit auf dem Weg nach Moskau für Aufsehen sorgten. Eine überraschende Rolle spielte dabei der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko, der als Vermittler auftrat und den Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin zur Aufgabe bewegte. Es ist jedoch fraglich, warum ausgerechnet Lukaschenko diese Rolle übernahm. Experten sind skeptisch, da er als Vasall Putins gilt und in dessen Schuld steht, seit er 2020 die Proteste der belarussischen Opposition gewaltsam niedergeschlagen hat. Es wird vermutet, dass Lukaschenkos Rolle auf Anweisung der russischen Führung entstanden ist, insbesondere um Putin die Möglichkeit zu geben, mit Prigoschin zu sprechen, der offen gegen ihn agierte.

Es erscheint unrealistisch, dass Lukaschenko freiwillig diese vermittelnde Rolle übernommen hat und Prigoschin letztendlich in sein eigenes Land geschickt hat. Experten glauben, dass Lukaschenko vom Kreml benutzt wurde und Prigoschin loswerden wollte. Prigoschins Anwesenheit in Belarus birgt zahlreiche Risiken, da die Loyalität der Sicherheitskräfte für Lukaschenko von größter Bedeutung ist, wie die brutal niedergeschlagenen Massenproteste nach der Wahl 2020 gezeigt haben. Es wird vermutet, dass Lukaschenko Prigoschin als persönliche Armee gegen mögliche Aufstände einsetzen möchte.

Es gibt auch Zweifel an der offiziellen Darstellung von Lukaschenkos Rolle seitens belarussischer Analysten. Es wird bezweifelt, dass Prigoschin auf Lukaschenko und seine Zusicherungen gehört hat und dass Lukaschenko genug Einfluss in der russischen Innenpolitik hat, um als Vermittler zu agieren. Es wird eher vermutet, dass Alexei Djumin, der Gouverneur der Region Tula, der enge Beziehungen sowohl zu Prigoschin als auch zu Putin hat, der eigentliche Vermittler war. Es wird berichtet, dass Lukaschenko während der Verhandlungen kaum beteiligt war und erst kurz vor der Ankündigung ins Spiel kam.