„Das Ausmaß der Zerstörung ist unfassbar“: So beschreibt Georgette Gagnon, UNO-Nothilfekoordinatorin für Libyen, das Szenario, das sich ihr nach einem Besuch des von der Naturkatastrophe betroffenen Gebiets bot. Der Sturm „Daniel“ brachte vor zwei Wochen heftige Regenfälle über Ost-Libyen. Die Folge waren Dammbrüche und verheerende Überschwemmungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet bisher rund 4.000 Todesopfer, und die Befürchtungen gehen in der besonders betroffenen Stadt Darna von bis zu 20.000 Toten aus.
Die Bilder aus Derna, Libyen, zeigen traurige Zeugnisse der Zerstörung.
Die lokalen Behörden sind angesichts dieser massiven Katastrophe überfordert, und auch internationale Helfer stehen vor großen Herausforderungen. Die dringendste Not der Menschen sind Lebensmittel. Infrastrukturelle Schäden, darunter zerstörte Brücken, Straßen und Lager, erschweren die Nahrungsversorgung. Vor allem für Säuglinge und kleine Kinder sind Nahrungsmittel essenziell, um Mangelernährung entgegenzuwirken.
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat trotz der Umstände bisher 16.000 Menschen mit rund 96.000 Tonnen Lebensmitteln versorgt. Das Ziel ist es, 100.000 Menschen für die nächsten drei Monate zu unterstützen. In Darna sind acht von zehn Märkten zerstört. Susa, eine Küstenstadt, verzeichnet massive Einbußen in der Fischerei. Viele Regionen haben keinen Zugang mehr zu sauberem Wasser. Das Wasserleitungssystem wurde schwer beschädigt, was die Trennung von sauberem und verschmutztem Wasser erschwert.
Zusätzliche Komplikationen ergeben sich durch die instabile politische Situation in Libyen. General Chalifa Haftar und seine Libysche Nationalarmee (LNA) dominieren den Osten des Landes, einschließlich Darna. Dies hat die Bewegungsfreiheit von Journalisten und internationalen Helfern erheblich eingeschränkt. Libyen wurde von der Organisation Reporter ohne Grenzen als „Informations-Dunkelzone“ beschrieben, da viele Journalisten das Land aufgrund der anhaltenden Konflikte verlassen haben.
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