Das einstige Versprechen von 1986, dass die Rente sicher sei, hat längst an Glaubwürdigkeit verloren. Das deutsche Rentensystem ist in die Jahre gekommen und dringend reformbedürftig. Vor diesem Hintergrund plant die Ampelkoalition eine weitreichende Reform, die erstmals den Aktienmarkt als wichtige Stütze der Rentenabsicherung einbezieht, jedoch auch mit Risiken verbunden ist.
Die Demografie Deutschlands zeigt eine wachsende Anzahl älterer Menschen und weniger Beitragszahler, was bereits heute zu hohen staatlichen Zuschüssen von über 100 Milliarden Euro zur Rentenkasse führt. Die Regierung will weder Rentenkürzungen noch eine Erhöhung des Rentenalters. Die Aktienrente soll hier Abhilfe schaffen. Doch der Erfolg dieser Maßnahme ist unsicher.
Die Rentenreform von 2018 deckt die Rentensicherheit nur bis 2025 ab. Die Ampelkoalition strebt an, das Rentenniveau von derzeit 48,1 Prozent langfristig nicht unter 48 Prozent abfallen zu lassen und den Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigen zu lassen. Derzeit liegt er bei 18,6 Prozent. Jedoch droht ohne Gegenmaßnahmen bis 2030 ein Rückgang auf 46,6 Prozent und bis 2036 ein Beitragssatz von 21,3 Prozent.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) planen, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu stabilisieren und einen Beitragssatz durch den Aufbau eines „Generationenkapitals“ langfristig zu sichern. Dabei sollen Aktien eine Rolle spielen, indem 10 Milliarden Euro öffentlicher Darlehen am Kapitalmarkt investiert werden. Die Summe würde jährlich um drei Prozent auf bis zu 200 Milliarden Euro ansteigen, um die Rentenbeiträge über die kommenden Jahrzehnte zu stabilisieren.
Trotzdem sind einige Fragen offen: Die genaue Anlagestrategie des Fonds ist unklar, ebenso ob reguläre Rentenbeiträge einbezogen werden könnten. Kritiker, einschließlich Sozialverbände und politische Parteien wie SPD, Grüne und Linkspartei, warnen vor den Risiken dieses Plans und befürchten eine zu geringe Stabilisierungswirkung. Einige sehen mögliche Verstöße gegen EU-Recht und die Schuldenbremse.
Als Alternativen werden Modelle wie eine allgemeine Einzahlungspflicht in die gesetzliche Rente sowie eine Rentenerhöhung und Mindestrente vorgeschlagen, jedoch bleiben die Finanzierungswege hierzu unklar.
Zudem plant die Regierung eine Reform der privaten Altersvorsorge, die mehr Flexibilität ermöglichen soll. Die Riester-Rente könnte auslaufen und durch Vorsorgeformen mit höheren Renditen, darunter Investitionen in ETFs, ersetzt werden.
Insgesamt steht Deutschland vor einer komplexen Herausforderung, die Rentensicherheit in einer alternden Gesellschaft zu gewährleisten und dabei sowohl staatliche als auch private Lösungen in Betracht zu ziehen.
Kommentar hinterlassen