In der aktuellen Finanzkrise suchen Anleger nach Sicherheit. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Denn unter fast identischen Bezeichnungen werden Anlageprodukte mit ganz unterschiedlichem Risikoprofil offeriert.
So gilt beispielsweise der Bundesschatzbrief als äußerst risikoarme Anlage, weil für dessen Rückzahlung die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem ganzen Staatsvermögen geradesteht. Einen „SchatzBrief” gibt es auch bei der Allianz-Versicherung – allerdings bestehen außer der Namensgebung keine Ähnlichkeiten mit dem Wertpapier des Bundes.
Beim Allianz-Sparprodukt handelt es sich um eine Lebensversicherung, bei der die Einzahlung nicht in monatlichen Raten, sondern auf einen Schlag als Einmalanlage erfolgt. Dabei fließt das Geld des Anlegers entweder in eine herkömmliche Kapitallebensversicherung oder in eine fondsgebundene Versicherungspolice.
Noch dreister versucht die amerikanische Großbank Morgan Stanley, vom soliden Glanz der Bundeswertpapiere etwas abzubekommen. Auf den ersten Blick erscheint das als „Schatzbrief” titulierte Anlagezertifikat der Bank wie eine identische Nachbildung des Bundesschatzbriefs, nur dass die Laufzeit mit drei Jahren deutlich kürzer und die erzielbare Jahresrendite mit bis zu 6,8 Prozent allerdings viel höher ist als bei der staatlichen Konkurrenz.
Ganz unverfroren vergleicht die US-Bank ihr Zertifikat sogar mit den gleichnamigen Bundeswertpapieren und stellt heraus, dass die Morgan-Stanley-Schatzbriefe sogar an der Börse gehandelt werden. „Es besteht keine Verkaufsbeschränkung wie bei Bundesschatzbriefen”, so der spöttische Seitenhieb auf die Staatspapiere, die vor der Fälligkeit höchstens im Volumen von 5000 Euro pro Monat zurückgegeben werden können.
Aus den Werbesprüchen sollten Anleger jedoch keinesfalls schließen, dass der Schatzbrief der amerikanischen Bank im Vergleich zum Bundesschatzbrief die bessere Alternative wäre. Das Produkt von Morgan Stanley bietet nämlich weder die Sicherheit einer staatlichen Schuldverschreibung noch ein Auffangnetz im Fall einer Bankenpleite.
Der Schatzbrief der Bank ist eine Inhaberschuldverschreibung und wird damit nicht von der Einlagensicherung abgedeckt. Nebulöser beschreit es Morgan Stanley selbst: „Bei Zertifikaten handelt es sich um Schuldverschreibungen, bei denen die Bonität der Emittentin zu berücksichtigen ist.“ Im Klartext: Sollte das Geldhaus Pleite gehen, würde kein Feuerwehrfonds die Inhaber der „Schatzbriefe” entschädigen.
Genau umgekehrt ist die Lage bei manchen „Sparkassen-Zertifikaten”. Um diese Sparverträge machen viele Kunden einen Bogen, weil sie befürchten, dass es sich hierbei um riskante Anlagezertifikate handelt. „Doch diese so genannten Sparzertifikate sind keine Inhaberschuldverschreibungen und unterliegen damit ebenso wie andere Sparbriefe und Sparguthaben der Einlagensicherung.“ Einige Sparkassen – darunter die Sparkassen Dinslaken und Haan – haben bereits darauf reagiert und ihren Sparzertifikaten unverfänglichere Bezeichnungen wie „Festzinssparen” oder „Zuwachssparen” gegeben.
Solch verwirrende Beispiele sind ein Beleg dafür, dass eine Ampelkennzeichnung auf Prospekten dringend nötig ist. Sie könnte Anlegern auf einfache Weise signalisieren, wie viel Risiko im jeweils offerierten Produkt steckt. Eine grüne Ampel auf dem Sparbuch würde es als sichere Anlageform ausweisen. Und von Offerten mit einer roten Ampel sollten Interessenten einer sicheren Anlageform die Finger lassen.
Quelle: VBZ NRW
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