Mark Carney, der frühere Chef der Bank of England und Bank of Canada, hat Kanadas Parlamentswahl gewonnen und ist nun offiziell Premierminister des Landes. Bereits im vergangenen Monat war er nach dem Rücktritt seines Vorgängers vereidigt worden, doch rief er schnell Neuwahlen aus, die er nun klar für sich entschied.
Carney, der als erster Nicht-Brite das Amt des Gouverneurs der Bank of England bekleidete, steuerte Kanada zuvor erfolgreich durch die Finanzkrise 2008. Obwohl er bisher keine politische Ämterlaufbahn vorzuweisen hatte, setzte er sich im März deutlich in der parteiinternen Wahl der Liberalen Partei gegen seine Konkurrenten durch und wurde anschließend von der Bevölkerung bestätigt.
Im Wahlkampf betonte Carney seine internationale Erfahrung in Wirtschaftsfragen und präsentierte sich als starker Gegenspieler zum US-Präsidenten Donald Trump, der einen Handelskrieg gegen Kanada entfacht hat.
Werdegang und frühes Leben
Geboren wurde Carney in Fort Smith, in den Nordwest-Territorien Kanadas. Er besitzt sowohl kanadische als auch irische Staatsbürgerschaft, kündigte jedoch kürzlich an, seine britische und irische Staatsangehörigkeit ablegen zu wollen – er möchte als Premier ausschließlich kanadischer Staatsbürger sein.
Nach einem Studium in Harvard und einer Promotion in Oxford, bei der er sich mit Wettbewerb und nationaler Wirtschaftskraft beschäftigte, begann seine steile Karriere im Finanzsektor.
Erfahrung in Krisenzeiten
Carney trat 2003 in die Bank of Canada ein, stieg rasch auf und wurde 2007 Gouverneur. Während der weltweiten Finanzkrise steuerte er das Land sicher durch schwierige Zeiten, indem er Zinsen frühzeitig senkte und für Stabilität sorgte. Später wechselte er nach London, wo er die Bank of England modernisierte, etwa durch mehr Transparenz bei Zinsentscheidungen und öffentliche Kommunikation.
Sein Wirken war nicht frei von Kontroversen: Vor dem Brexit-Referendum warnte er vor wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts Großbritanniens und sah sich daraufhin politischer Kritik ausgesetzt.
Beziehungen zu Trump und politisches Profil
Carney hat in seiner Zeit als Chef der Finanzaufsichtsbehörde FSB viele internationale Verhandlungen geführt und dabei auch eng mit Trump zu tun gehabt. Nach Trumps wiederholten provokanten Bemerkungen über Kanada verglich Carney ihn kürzlich mit „Voldemort“, dem Antagonisten aus den Harry Potter-Romanen.
Seine wirtschaftspolitische Erfahrung und sein sachlicher Führungsstil verhalfen ihm schließlich zu einem überwältigenden Wahlsieg. Er verspricht, mit harten Gegenmaßnahmen auf Trumps Strafzölle zu reagieren und Kanadas Interessen entschlossen zu verteidigen.
Innenpolitische Pläne
Innenpolitisch setzt Carney auf pragmatische Ansätze: Er schaffte die umstrittene CO₂-Steuer ab, plant jedoch weiterhin Investitionen in erneuerbare Energien, um Kanada als „saubere und konventionelle“ Energie-Großmacht zu etablieren.
In der Migrationspolitik strebt er eine Begrenzung der Einwanderungszahlen an, um das Gesundheitssystem und den Wohnungsmarkt zu entlasten. Sein vorrangiges Ziel bleibt jedoch das Wirtschaftswachstum – auch angesichts der zunehmend angespannten Handelsbeziehungen mit den USA.
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