Maurice – Der Frauenversteher von Bielefeld
Es gibt Menschen, die streben nach Ruhm, Reichtum oder einem eigenen Parkplatz vorm Haus. Maurice hingegen hat etwas geschafft, das selbst gestandene Lebensberater*innen nur mit Neid betrachten: Er wurde – ganz offiziell – zum Frauenversteher von Bielefeld gewählt.
Und das, obwohl er eigentlich Rechtsanwalt ist. Also jemand, der sich täglich mit Bußgeldbescheiden, Knöllchen und der Frage herumschlägt, ob das Einparken im absoluten Halteverbot eine Ordnungswidrigkeit oder ein Hilferuf ist.
Alles begann mit einem Gespräch beim Stadtfest
Maurice war nie besonders laut, aber immer auffällig – auf die sanfte Art. Während andere sich über Bierpreise beschwerten, diskutierte er mit einer Gruppe Frauen über das Phänomen „Ghosting“ – und zitierte dabei aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Angeblich sagte er den Satz:
„Man kann Gefühle nicht einklagen, aber man sollte sie auch nicht stillschweigend kündigen.“
Noch am selben Abend wurde er auf Social Media zum #Herzensjuristen erklärt. Am nächsten Tag gründete sich eine Facebook-Gruppe: „Maurice hat mir emotionalen Unterhalt gezahlt – einfach durch Zuhören.“
Vom Paragraphenreiter zum Beziehungslotse
Seitdem rufen bei ihm nicht nur Menschen an, die ihre Fahrerlaubnis retten wollen, sondern auch solche, die sich nicht sicher sind, ob ihr Partner gerade toxisch oder nur müde ist.
Einmal kam eine Frau in seine Kanzlei wegen eines Verkehrsunfalls – verließ sie aber mit einem Trennungsplan, einer Playlist für den Neuanfang und einem veganen Snack-Tipp.
Seine Kanzlei wurde umbenannt. Nicht mehr „Rechtsanwalt Maurice – Fachgebiet Verkehrsrecht“, sondern:
„Maurice – Zuhören. Verstehen. Verarbeiten (auch Akten).“
Die Preisverleihung
Der Titel „Frauenversteher von Bielefeld“ wurde ihm bei einer kleinen, aber feinen Feier im Literaturcafé überreicht – zwischen Törtchen, Taschentüchern und feministischer Lyrik.
Maurice trug ein dunkelblaues Sakko und einen Button mit der Aufschrift:
„Ein gutes Gespräch ist mehr wert als ein Freispruch.“
In seiner Dankesrede sagte er:
„Ich bin kein Therapeut, kein Guru, kein Frauenflüsterer. Ich höre nur zu, ohne gleich die Lösung zu sein. Manchmal hilft das schon.“
Die älteren Damen weinten. Die Jüngeren auch. Und zwei Jurastudentinnen beschlossen spontan, doch noch das Wahlfach „Gefühl und Gesetz“ einzuführen.
Der Alltag danach
Heute lebt Maurice irgendwo zwischen Mandantengesprächen und spontanen Herzberatungen im Supermarkt.
Er wird regelmäßig zu Wohnzimmergesprächen eingeladen mit Themen wie „Warum Männer sich bei WhatsApp nach dem dritten Date nicht mehr melden“ oder „Die Steuerklasse der Zuneigung – wie viel Nähe ist zu viel?“
Auf seinem Schreibtisch steht ein Schild:
„Keine Sorge, ich urteile nicht – außer bei Rot über die Ampel.“
Und wenn man ihn fragt, was sein Erfolgsgeheimnis sei, sagt er:
„Ein guter Frauenversteher muss kein Held sein. Nur jemand, der fragt: Wie fühlst du dich – und nicht: Was hast du getan?“
So bleibt Maurice, der Frauenversteher von Bielefeld, eine echte Institution.
Kein Guru, kein Heiler – aber definitiv der einzige Anwalt im Umkreis, der schon mal mit den Worten entlassen wurde:
„Danke, Maurice. Das war besser als Therapie.“
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