Die Brüder Lyle und Erik Menendez, die seit über 30 Jahren wegen der Ermordung ihrer Eltern in Haft sitzen, könnten bald erneut vor Gericht stehen. Grund dafür ist ein möglicher Resentencing-Prozess – eine Neuverhandlung des Strafmaßes – über den am 11. April ein Gericht in Los Angeles entscheidet.
Hintergrund: Der Fall Menendez
Die Menendez-Brüder wurden 1996 wegen des Mordes an ihren Eltern José und Kitty Menendez verurteilt. Die Tat ereignete sich bereits 1989, das erste Verfahren endete jedoch ohne Urteil. Im zweiten Prozess wurde die Aussage über jahrelangen sexuellen und physischen Missbrauch, den die Brüder durch ihren Vater erlitten haben sollen, nicht zugelassen – was heute als umstritten gilt.
Die Brüder gaben an, sie hätten in Angst und Selbstverteidigung gehandelt, da sie glaubten, ihre Eltern wollten sie töten, um die Missbrauchsvorwürfe zu vertuschen. Die Staatsanwaltschaft jedoch behauptete, die Tat sei aus Habgier geschehen: Die Brüder hätten es auf das Erbe ihrer wohlhabenden Eltern (ca. 15 Millionen Dollar) abgesehen – was durch ihren luxuriösen Lebensstil nach dem Mord untermauert worden sei.
Rolle der Staatsanwaltschaft: Kehrtwende bei der Resozialisierung
Im vergangenen Jahr hatte der damalige Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, einen Antrag auf Neuverhandlung des Strafmaßes gestellt. Er schlug vor, die lebenslangen Haftstrafen ohne Aussicht auf Bewährung in Strafen von 50 Jahren bis lebenslänglich umzuwandeln – was eine parole (Haftentlassung auf Bewährung) ermöglichen würde.
Doch nach dem Wechsel an der Spitze der Staatsanwaltschaft macht der neue Amtsinhaber, Nathan Hochman, nun einen Rückzieher. Er argumentiert, die Brüder hätten keine vollständige Verantwortung für ihr Handeln übernommen und der Missbrauch sei eine „konstruierte“ Schutzbehauptung gewesen. Am 11. April entscheidet das Gericht, ob der Rückzug des Resentencing-Antrags zulässig ist. Falls nicht, könnte ein neues Strafmaß bereits am 17. und 18. April verhandelt werden.
Öffentliche Meinung und Familienreaktionen
Die Diskussion um die Menendez-Brüder hat in den vergangenen Jahren durch Netflix-Dokumentationen neue Aufmerksamkeit erhalten. Viele Zuschauer:innen zeigten Verständnis für die Brüder, einige Familienmitglieder erklärten öffentlich ihre Vergebung und bezeichneten die damalige Reaktion der Justiz als ungerecht.
Die Familie beschuldigt DA Hochman, mit seiner Ablehnung der Resozialisierung „politische Spiele“ zu treiben. In einem öffentlichen Statement betonte sie:
„Die Brüder haben sich entschuldigt – bei uns, für ihr Handeln, für das, was aus dem Missbrauch resultierte. Sie haben in der Haft viel Gutes bewirkt. Doch jetzt werden sie aufgefordert, sich an einer Art Checkliste für Reue abzuarbeiten.“
Was passiert als Nächstes?
Sollte das Gericht dem Antrag auf Rückzug nicht stattgeben, wird es zur Neuverhandlung kommen. Parallel dazu ist für Juni 2025 eine Bewährungsanhörung beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom angesetzt, bei der es um eine mögliche Begnadigung gehen könnte.
Fazit:
Die Zukunft der Menendez-Brüder liegt derzeit in der Hand der Justiz. Zwischen Reue, möglicher Resozialisierung und politischen Interessen steht ein spektakulärer Fall erneut im Fokus – über 35 Jahre nach der Tat, die einst ganz Amerika schockierte.
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