Friedrich Merz, der selbsternannte Verfechter von Ruhe und Ordnung in der Politik, hat Großes vor: Sollte er Kanzler werden, möchte er „ohne öffentlichen Streit“ regieren. Eine hehre Absicht – aber was bedeutet das für mögliche Koalitionspartner, insbesondere die FDP? Schließlich ist die Partei unter Christian Lindner bekannt dafür, nicht gerade die leiseste Stimme am Kabinettstisch zu sein.
Merz erklärte, die ständigen öffentlichen Auseinandersetzungen der Vergangenheit müssten aufhören. „Die Bürger wollen, dass das Land vernünftig regiert wird“, verkündete er in fast schon staatsmännischem Ton. Der Subtext? Vielleicht so viel wie: „Ich habe keine Lust auf den Theaterdonner, den Lindner und Co. gerne inszenieren.“
Ein Seitenhieb gegen Lindners Showpolitik?
Man könnte meinen, Merz’ Bemerkungen seien eine subtile Erinnerung an den FDP-Chef, dessen Verhandlungstaktiken gerne einmal spektakulär in der Öffentlichkeit ausgetragen werden – Stichwort Jamaika-Sondierungen 2017. Damals erklärte Lindner beim großen Bühnenabgang bekanntlich: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ Merz scheint da einen anderen Ansatz zu verfolgen: besser regieren, aber bitte leise.
Doch macht der CDU-Chef hier tatsächlich eine Ansage, die auf eine mögliche Koalition mit der FDP abzielt? Oder bereitet er das Terrain vor, um einen anderen Partner ins Boot zu holen, der weniger diskussionsfreudig ist? Die Grünen etwa, deren interner Streit manchmal fast zu poetisch wirkt im Vergleich zum liberaldynamischen Chaos der FDP?
Streit hinter verschlossenen Türen – die neue Transparenz?
Interessanterweise räumte Merz ein, dass „gerungen wird“, wenn es um Koalitionen geht. Allerdings, so ließ er durchblicken, sollte dieses Ringen hinter verschlossenen Türen stattfinden. Es klingt fast, als ob er damit sagen möchte: „Diskutieren dürfen wir, aber bitte nicht vor den Kameras.“ Ein nobles Ziel, das allerdings in einer Ära der permanenten Social-Media-Durchdringung etwa so realistisch erscheint wie ein friedliches Familienessen an Weihnachten.
Ein Gruß an die FDP – oder ein Wink mit dem Zaunpfahl?
Ob Merz mit seinen Aussagen tatsächlich die FDP ins Visier genommen hat, bleibt offen. Doch es fällt schwer, sich eine leise Koalition vorzustellen, wenn die Liberalen mit am Tisch sitzen. Schließlich ist die FDP nicht gerade für ihre Bescheidenheit bekannt, wenn es um das öffentliche Verhandeln von Steuerpolitik oder Freiheitsrechten geht.
Vielleicht ist Merz aber auch einfach ein Meister der strategischen Zweideutigkeit: Er will niemanden direkt angreifen, sendet aber dennoch ein klares Signal an mögliche Partner. Und dieses Signal könnte heißen: Wer mit mir regiert, muss sich an meine Regeln halten – oder sich ein anderes Spielfeld suchen.
Fazit: Ruhe ist die neue Stärke?
Ob Friedrich Merz wirklich ohne Streit regieren kann, bleibt abzuwarten. Politik ohne Konflikte ist wie ein Tatort ohne Mord: Möglich, aber irgendwie auch langweilig. Und während Merz in aller Ruhe regieren will, dürften Lindner und die FDP sich fragen, ob sie sich diese Stille überhaupt antun wollen – oder lieber selbst für Krawall sorgen. Schließlich gehört das bei ihnen zur Markenidentität.
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