Hinter den unscheinbaren Toren der Izaguirre Ranch im mexikanischen Bundesstaat Jalisco verbirgt sich offenbar ein weiteres düsteres Kapitel der Gewalt durch das Kartell Jalisco Nueva Generación (CJNG). Bei einer Durchsuchung stießen Angehörige vermisster Personen auf grausame Beweise für systematische Morde und mutmaßliche „Vernichtungsstätten“ des Kartells.
Makabre Entdeckung: Menschliche Überreste und Verbrennungsöfen
Die Angehörigenvereinigung Buscadores Guerreros de Jalisco hatte einen Hinweis auf eine mögliche Massengrabstätte erhalten und suchte in der Hoffnung nach Hinweisen auf ihre verschwundenen Familienmitglieder. Doch was sie fanden, übertraf selbst ihre schlimmsten Befürchtungen:
- 200 Paar Schuhe, zahlreiche Kleidungsstücke, Koffer und Rucksäcke – achtlos zurückgelassen, während ihre Besitzer offenbar grausam ermordet wurden.
- Mehrere Verbrennungsöfen und verstreute menschliche Knochenreste, ein Beweis für die systematische Vernichtung von Spuren.
- Kinderspielzeug – ein erschütternder Hinweis darauf, dass selbst Kinder unter den Opfern sein könnten.
„Die Menschen waren verzweifelt“, berichtet Luz Toscano, eine der Aktivistinnen. „Sie sahen die Schuhe und sagten: ‚Diese sehen aus wie die meines verschwundenen Verwandten.‘“
Wussten die Behörden Bescheid?
Besonders brisant: Bereits im September 2024 hatte die Polizei die Ranch durchsucht, dabei zehn Personen festgenommen und zwei Geiseln befreit. Doch von den jetzt entdeckten Gräueltaten war damals keine Rede. Die Behörden stehen daher im Verdacht, entweder inkompetent gehandelt oder – noch schwerwiegender – mit den Kartellen kollaboriert zu haben.
Jaliscos Gouverneur Pablo Lemus versicherte in einer Videobotschaft, dass seine Regierung vollständig mit den Bundesbehörden kooperiere. Auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hat sich in den Fall eingeschaltet und Bundesermittler beauftragt, den Fall zu übernehmen.
„Es ist wichtig, dass wir zunächst eine gründliche Untersuchung abwarten, bevor voreilige Schlüsse gezogen werden“, so Sheinbaum. Doch angesichts der langen Geschichte von Korruption und vertuschten Verbrechen in Jalisco fragen sich viele Mexikaner, ob sie der offiziellen Version der Ereignisse vertrauen können.
Der Kampf der Angehörigen geht weiter
Während forensische Ermittler den Tatort untersuchen, versammeln sich in Guadalajara bereits Hunderte Angehörige von Vermissten zu einer Protestkundgebung.
Eine von ihnen ist Rosario Magaña, deren Sohn Carlos 2017 entführt wurde. Acht Jahre später wartet sie noch immer auf eine Spur.
„Es ist ein sehr, sehr langsamer Prozess bei der Generalstaatsanwaltschaft. Ich habe Hoffnung, aber nichts bewegt sich vorwärts“, sagt sie resigniert.
Angesichts der unzähligen Massengräber, Kartell-Verstecke und Folterhäuser in Jalisco stellt sie die brennende Frage, die sich viele Mexikaner stellen:
„Was tut die Regierung eigentlich, um uns zu helfen?“
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