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Milzbrandverdacht

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Die aktuelle Warnmeldung vor Rindfleischprodukten zeigt eindrücklich auf: Der Fleischtourismus in Europa, der nach dem Pferdefleischskandal schon zur traurigen Berühmtheit wurde, geht unvermindert weiter. Das möglicherweise mit dem Milzbranderreger belastete Fleisch passierte die Grenzen der Slowakei, Polens, der Niederlande und wurde dann im Supermarktregal auch noch zum Teil als „Deutsches Corned Beef“ präsentiert. Wenn es sich um Schweine und nicht um Rinder handeln würde, könnte man von einer echten Sauerei sprechen!

Zum Hintergrund

Nach einer aktuellen Meldung des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz werden Rindfleisch und  Lebensmittel mit dem Fleisch der slowakischen Rinder zurückgerufen, da sie möglicherweise bakteriell verunreinigt sind. Das eventuell mit „Bacillus anthracis” (Milzbranderreger) belastete Fleisch stammt von Rindern aus einem Betrieb in der Slowakei, in dem Ende September bei einem Tier Milzbrand festgestellt worden ist. Die Tiere wurden zum Schlachten nach Polen gebracht. Von dort zur Weiterverarbeitung in die Niederlande. Hier gaben die niederländischen Behörden nach einem Befund die Warnmeldung an alle EU-Länder heraus. In der Zwischenzeit war aber das Fleisch schon zur Weiterverarbeitung in Deutschland gelandet, so dass verschiedene Firmen und Fleischereien einen Produktrückruf einleiten mussten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erklärt aber, dass es sich um eine vorbeugende Maßnahme handelt, um „jegliches denkbare Risiko zu minimieren”. Bislang wurde der Milzbranderreger in keinem Erzeugnis nachgewiesen.

Alle zurückgerufenen Fleischprodukte finden Sie unter www.lebensmittelwarnung.de. Die betroffenen Produkte werden in allen Supermärkten zurückgenommen. Für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine gesundheitliche Gefährdung durch den Verzehr des verdächtigen Rindfleisches unwahrscheinlich. Mehr zur Schädlichkeit von Milzbrand (Anthrax) können Sie beim BfR nachlesen.

Der zusätzliche Aufreger

Das Fleisch, das wie oben beschrieben mehrere tausend Kilometer in verschiedenen Ländern der Europäischen Union unterwegs war, wurde von der Firma Könecke zu „deutschem“ Corned Beef verarbeitet und an verschieden Supermärkte und Discounter ausgeliefert. Der Gipfel: Die Kennzeichnung dürfte sogar korrekt sein, denn für „Deutsches Corned Beef“ ist die Herkunft des Rindfleisches nach den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse nicht definiert. Darüber hinaus dürfen sogar neben qualitativ schlechterem Rindfleisch Sehnen und Schwarten zur Herstellung verwendet werden. Für normales Corned Beef ist das nicht erlaubt!

Das muss sich ändern

  • Qualitativ schlechteres Fleisch mit einem Herkunftsland zu umschreiben, aus dem es gar nicht kommt (in diesem Fall Deutschland) führt zur Täuschung im Supermarktregal.
  • Darüber hinaus ist eine richtige Herkunftskennzeichnung ohne Täuschungspotential für Fleisch notwendig, die leider immer wieder von der Lebensmittelindustrie verhindert wird. Zwar gilt diese Verpflichtung bereits für Rindfleisch, aber nur für unverarbeitetes Fleisch und nicht für Fleischprodukte wie Corned Beef
  • In Europa wird zum 1. April 2015 die verpflichtende Herkunftskennzeichnung auf Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch ausgedehnt, aber auch hier sind verarbeitete Lebensmittel mit Fleischanteil ausgenommen.

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Stand vom Freitag, 24. Oktober 2014

Quelle: VZ HH

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