Die Corona-Pandemie geißelt uns seit nunmehr beinahe 2 Jahren. Die Maskenpflicht, regelmäßiges Testen, freiwilliges Testen, Vollimmunisierung, Booster-Impfungen, Quarantäneregeln und andere Versorgungsmaßnahmen überrollen seit mehr als zwei Jahren Schule und Schüler. Omikron steht schon vor der Türe und weitere Virusmutationen werden kommen.
Gemäß einer rezenteren Studie der Universität Wien aus dem Jahre 2021 geht hervor, dass sich die Schüler dennoch als ausreichend unterstützt betrachten. Dennoch treten vielfältige Problematiken zu Tage.
Die Corona Pandemie macht ein Umdenken in der Schule, auch bezüglich der Leistungsbeurteilung, notwendig. Schülerstreiks stehen aktuell vor der Türe, da viele Schüler sich in den letzten beiden Jahren nicht in entsprechendem Maße auf die Matura/Abitur vorbereiten konnten.
Rund 70 % der Schüler glauben, dass die Sicherheitsmaßnahmen in der Schule dazu dienen, dass man sich nicht mit Corona ansteckt. Immerhin fühlen sich noch 46 % der Schüler einigermaßen dabei gut. Die Beziehung in der Familie hat sich teilweise verbessert. Dabei ist aus psychologischer Sicht zu berücksichtigen, dass eine Pandemie nicht unbedingt immer ein Auslöser, sondern mehr als ein Verstärker von schon vorhandener Problematik zu betrachten ist. Die Pandemie kann dabei als ein Katalysator für Problemverhalten verstanden werden.
Angstprobleme weisen aber schon rund 64 % der Schüler auf. Rund 55 % der Schüler zeigen depressive Symptome. 23 % zeigen Schlafprobleme, aber bis zu 16 % schon wiederholte bzw. regelmäßige Suizidgedanken. Dies sollte uns zu denken geben. Handlungsbedarf ist dringend erforderlich.
Die größten Herausforderungen sind in der Corona-Krise der Mangel an sozialen Kontakten zu Klassenkollegen und Freunden, selbstständiges Lernen, distance learning, lange Bildschirmzeiten, wenig Sport, Anstieg von Traurigkeit und Sorgen wie auch steigende Zukunftsängste.
In vielen Fällen musste in der Coronazeit wieder zu dem altbekannten Frontalunterricht zurückgekehrt werden, welchen wir aus den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts kannten. Aus psychologischer Sicht wird noch immer vernachlässigt, dass gerade in Krisenzeiten die Schule einen essenziellen Faktor im Leben von Kindern und Jugendlichen spielt. Sie ist nicht mehr allein ein Ort der Bildung wie man in früheren Jahren vermeintlich glaubte.
Die Schule ist jener Ort in der Sozialisation passiert und in der Struktur gegeben wird. Eine Schule kann dahingehend auch als ein stabilisierender Faktor in Krisenzeiten betrachtet werden, da er Kontinuität garantiert. Aber schon wieder fallen sämtliche Schulveranstaltungen, Sport- und Skilager wie vieles mehr aus. Dadurch werden wichtige soziale Dynamiken korrumpiert.
Aus lernpsychologischer Sicht ist es notwendig, den Fortschritt der Kinder in der Schule genau zu betrachten. Wird der Rückstand zum Stoff zu groß, beginnen die Kinder sich sozial zurückzuziehen. Dann wird es immer schwieriger, sie wieder zurückzuholen. Oft werden Schulwechsel angedacht. Hier gilt es, präventiv zu arbeiten.
Wie stark nun das einzelne Kind die Belastungen erlebt, hängt immer auch vom sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen ab. Leistungsdruck und Pandemiebelastung sollten sich dabei die Waage halten.
Alles was ein depressiver Mensch nicht braucht, ist ein zweiter depressiver Mensch. Man muss, aus psychologischer Sicht, die Dinge und Probleme der Krise nicht „schönreden“. Jedoch sollte man kontinuierlich Zuversicht und positive Einstellungen verbreiten.
Kinder und Jugendliche sind in dieser Zeit mehr denn je auf die Unterstützung seitens der Erwachsenen angewiesen. Junge Menschen müssen sich, um die Krise gut zu überstehen, als Teil der Lösung betrachten können. Dabei ist es wichtig, die psychologischen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Dies ist essenziell für ein positives Fortkommen während der Krise. Hier sollte man die Verbundenheit, die soziale Eingebundenheit, die Kompetenz und die Autonomie fördern.
Kinder und Jugendliche sollten sich dabei als kompetent erleben, selbst etwas zur Bewältigung der Krise beitragen zu können. Dies unterstützt die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls. Sie sollten das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie trotz der widrigen äußeren Umstände ihre Dinge gut erledigen können. Dabei sollten Eltern darauf achten, auch die persönlichen Erfolge der Kinder zu reflektieren und zu besprechen. Es geht dabei um die positive Sichtbarmachung der Erfolge der Kinder.
Kinder dürfen dabei nicht das Gefühl haben, auf sich allein gestellt zu sein. So könnten Eltern dazu übergehen, jede Woche die individuellen Ziele mit den Kindern zu besprechen und zu reflektieren. Dies ist eine einfache, aber sehr effektive Intervention. Am Ende der Woche könnte man gemeinsam darüber nachdenken und reflektieren, welche Ziele erreicht wurden und wo man noch etwas nachbessern könnte.
Lehrkräfte könnten derartige Interventionen als Teil ihrer Unterrichtsaufgabe sehen und dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche auch während der Krise weiterhin gut entwickeln können.
Es sind dies einfache Vorgehensweisen, aber mit maximaler Wirkung auf vielen Ebenen.
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