Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die EU-Staats- und -Regierungschefs beim EU-Gipfel in Brüssel aufgefordert, in den nächsten sechs Monaten Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen. Laut einer vom Präsidialamt veröffentlichten Rede von gestern sagte Selenskyj, dass das kommende Halbjahr wichtig für Europa werde. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez, dessen Land ab Juli die EU-Ratspräsidentschaft innehat, werde zum Auftakt die Ukraine besuchen.
Der ukrainische Präsident war per Video in Brüssel zugeschaltet. „Das ist eine historische Zeit, um Verhandlungen über die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU zu starten“, sagte Selenskyj. Ein starkes und freies Europa der Werte und des Friedens sei ohne Ukraine undenkbar. „Wir sind bereit, Beitrittsverhandlungen zu beginnen. Unser Fortschritt bei der Umsetzung der Empfehlungen der Europäischen Kommission muss festgeschrieben werden.“ Die Ukraine sei „entschlossen, so bald wie möglich vollständig auf die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen vorbereitet zu sein, und das werden wir auch tun“.
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Mit einem Besuch in der Ukraine hat sich der frühere US-Vizepräsident Mike Pence klar an die Seite des angegriffenen Landes gestellt. Damit machte er auch seine Position im Wettbewerb um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner für die Wahl 2024 deutlich. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Amerika auf der Weltbühne weiterhin führt. Dass wir uns der nackten Aggression, die wir hier gesehen haben, entgegenstellen“, sagte der 64-Jährige in einem NBC-Interview.
„Der Krieg hier in der Ukraine ist nicht unser Krieg, aber Freiheit ist unser Kampf“, sagte Pence in dem gestern veröffentlichten Gespräch. Die Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland liege im nationalen Interesse der USA.
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In Russland versucht Präsident Wladimir Putin nach dem Aufstand der Söldnergruppe Wagner seine angekratzte Autorität wiederherzustellen. Im Zuge dessen wird offenbar im Hintergrund „aufgeräumt“, wie etwa das bekannte russische Militärblog Rybar berichtet: Ins Visier genommen würden mutmaßliche Verbündete von Wagner im Militär. Ranghöchste Militärs sind von der Bildfläche verschwunden – der Kreml gibt sich verschlossen.
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Zur Erfassung der durch den russischen Angriffskrieg verursachten Umweltschäden ist die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg gemeinsam mit einer internationalen Arbeitsgruppe in die Ukraine gereist. „Wir brauchen Ihre professionelle Hilfe“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der die Gruppe gestern in Kiew empfing. Er wies vor allem auf die schlimmen Verwüstungen im südlichen Gebiet Cherson hin, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und darauf folgende Hochwasser seit Anfang Juni verursacht wurden.
„Ich denke nicht, dass die Reaktion der Welt auf diesen Ökozid ausreichend war“, sagte Thunberg ukrainischen Medien zufolge. „Ich denke nicht, dass irgendeine Reaktion ausreichend sein kann. Denn es gibt einfach keine Worte, um diese Brutalität zu beschreiben.“
Selenskyj berichtete zudem von Problemen bei der Trink- und Nutzwasserversorgung in Cherson und im angrenzenden Gebiet Mykolajiw. Geschädigt seien zudem der Agrarsektor und die biologische Vielfalt der Region.
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