Nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,7 in Myanmar steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Mindestens 150 Menschen kamen ums Leben, und Hunderte wurden verletzt. Das Beben gilt als das stärkste in Myanmar seit über 100 Jahren. Die US-Erdbebenbehörde (USGS) befürchtet, dass die Opferzahl auf über 10.000 steigen könnte.
Thailand: Einsturz von Hochhaus in Bangkok
Auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok kam es zu schweren Schäden. Ein im Bau befindlicher Wolkenkratzer in einem beliebten Einkaufsviertel stürzte ein – mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, über 100 weitere werden noch unter den Trümmern vermutet. In einem anderen Fall riss ein Verbindungssteg zwischen zwei Hochhäusern, Wasser lief aus einem Dachpool über – Szenen, die die Erdbebenanfälligkeit moderner Stadtstrukturen verdeutlichen.
Nachbeben und Infrastrukturprobleme erschweren Rettung
Laut USGS wurde Myanmar seither von mindestens 14 teils schweren Nachbeben erschüttert – eines davon mit einer Stärke von 6,7. Besonders betroffen ist die Region rund um Mandalay. Die Infrastruktur ist schwer beschädigt, was Hilfseinsätze massiv behindert. Straßen, Brücken und Flughäfen wurden beschädigt. Besonders problematisch: Kommunikationsverbindungen in vielen Regionen sind unterbrochen – auch durch gezielte Maßnahmen der Militärregierung.
Internationale Hilfe angelaufen – China schickt erstes Rettungsteam
China hat als erstes Land ein 37-köpfiges Rettungs- und Medizinerteam nach Myanmar entsandt. Dieses traf am Samstagmorgen in Yangon ein, ausgestattet mit Suchdrohnen, Satellitenkommunikation und Erdbebenwarngeräten. Das chinesische Außenministerium bestätigte außerdem, dass keine chinesischen Staatsbürger bei dem Beben ums Leben gekommen seien.
Seltene Bitte um Hilfe durch Myanmars Militärführung
Der Junta-Chef Min Aung Hlaing, gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs beantragt wurde, bat in einer Fernsehansprache ausnahmsweise um internationale Hilfe. Er sagte:
„Ich habe persönlich einige betroffene Orte besucht und rufe alle Länder und Organisationen auf, die laufenden Rettungsmissionen zu unterstützen.“
Diese Bitte gilt als äußerst ungewöhnlich, da das Militärregime in der Vergangenheit internationale Hilfe meist ablehnte – insbesondere in von Rebellen kontrollierten Gebieten.
Hilfsorganisationen warnen: Ausmaß der Katastrophe noch unklar
Organisationen wie UNICEF, Ärzte ohne Grenzen und Amnesty International berichten von dramatischen Zuständen. Kommunikationssperren, zerstörte Verkehrswege und der anhaltende Bürgerkrieg erschweren den Zugang zu betroffenen Regionen. Laut WHO sind umfangreiche medizinische Hilfslieferungen erforderlich. Das Internationale Rote Kreuz meldet schwere Schäden in Mandalay, Sagaing, Naypyidaw, Bago und im südlichen Shan-Staat.
Ein WHO-Sprecher sagte:
„Das Ausmaß der Zerstörung ist enorm.“
Auch die Hilfsorganisation World Vision warnt, dass der Wiederaufbau in manchen Gebieten Jahre dauern könnte.
Einschätzung
Das Erdbeben trifft ein Land im Chaos: Myanmar leidet unter einem seit Jahren andauernden Bürgerkrieg, einer Wirtschaftskrise und internationaler Isolation. Der internationale Hilfsappell könnte daher auch als Zeichen der Verzweiflung gewertet werden – und als Test, wie weit die Welt bereit ist, unter schwierigen politischen Bedingungen humanitäre Hilfe zu leisten.
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