Im Wirecard-Skandal hat der seit drei Jahren untergetauchte Hauptverdächtige Jan Marsalek über seinen Anwalt Kontakt zur Münchner Justiz aufgenommen. Das Landgericht München I bestätigte den Eingang eines Briefes, äußerte sich jedoch nicht zu dessen Inhalt. Laut der deutschen „WirtschaftsWoche“ soll Marsaleks Anwalt nicht direkt auf die Betrugsvorwürfe eingegangen sein, sondern sich zum Drittpartnergeschäft von Wirecard geäußert haben. Dies könnte die Position des ehemaligen Konzernchefs Markus Braun unterstützen, der behauptet, dass diese Geschäfte existierten.
Der Wirecard-Prozess läuft derzeit gegen Markus Braun und Oliver Bellenhaus. Bellenhaus, ehemaliger „Statthalter“ von Wirecard in Dubai, hat den Betrug als Kronzeuge zugegeben. Marsalek soll dem Gericht zufolge angedeutet haben, dass Bellenhaus in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage. Die Verteidigung von Bellenhaus kommentierte dies skeptisch.
Markus Braun und seine Mitangeklagten werden unter anderem wegen bandenmäßigen Betrugs angeklagt. Die Wirecard-Insolvenz gilt als einer der größten Wirtschaftsskandale in Deutschland. Braun bestreitet die Vorwürfe und macht Marsalek für die Taten verantwortlich. Marsalek, ehemaliger Finanzchef von Wirecard, floh im Sommer 2020 ins Ausland und soll sich Berichten zufolge in Russland aufhalten. Eine Fahndung des deutschen Bundeskriminalamts ist im Gange.
Im Rahmen des Wirecard-Prozesses wird am Mittwoch auch die ehemalige Vorständin Susanne Steidl als Zeugin aussagen. Sie war für die Produktentwicklung zuständig und wird auf ihren früheren Chef Markus Braun treffen.
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