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Nachhaltige Finanzwirtschaft

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Die angestrebte Wandlung hin zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Um zu verstehen, wie dieses Thema von der Bevölkerung Luxemburgs wahrgenommen wird und welche Kenntnisse bereits bestehen, haben die Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF), die Fondation ABBL pour l’Education Financière und die Luxembourg Sustainable Finance Initiative (LSFI), ILRES mit der Durchführung einer Umfrage beauftragt.

Die Umfrage zeigt, dass die Finanzwelt nach Ansicht der Befragten einen positiven Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung haben kann, das Thema jedoch in der breiten Bevölkerung nicht vollumfänglich verstanden wird und somit ein Bedarf an Aufklärung besteht. In diesem Zusammenhang wären insbesondere pädagogische Maßnahmen zu ergreifen, wobei dem Bankberater eine Schlüsselrolle zukommt.

Nachhaltige Finanzen an einem entscheidenden Zeitpunkt

Nachhaltige Finanzen beziehen sich auf Finanzentscheidungen, bei denen nicht nur die finanzielle Rendite im Vordergrund steht, sondern auch Auswirkungen von Investitionen auf die Umwelt, soziale Aspekte und die verantwortungsvolle Unternehmensführung (sog. Governance) Berücksichtigung finden.

Im Rahmen des sogenannten „europäischen grünen Deals“ hat die EU einen rechtlichen Rahmen ausgearbeitet, um die Einbeziehung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (sog. ESG-Faktoren) in die Funktionsweise der Finanzmärkte und in die Finanzierung der Wirtschaft zu fördern und zu stärken. Es sollen Maßnahmen ergriffen werden, um den Wandel hin zu einem Finanzsystem zu schaffen, welches die wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung fördert und vorantreibt, um somit zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und der Agenda der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bis 2030 beiträgt. Dieser Wandel wird massive Investitionen erfordern, die nicht allein von der öffentlichen Hand stammen können. Eine Finanzierung durch professionelle und private Anleger wird zwingend erforderlich sein, so dass der breiten Öffentlichkeit ebenfalls eine wichtige Rolle zukommen wird.

Dies hat die CSSF, die ABBL-Stiftung und die LSFI veranlasst, eine Umfrage zu starten, um den Wissensstand und das Verständnis der breiten Öffentlichkeit sowie ihr Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten zu ermitteln, um die Menschen im Rahmen dieser Entwicklung bestmöglich begleiten zu können.

„Um in ein nachhaltiges Finanzprodukt zu investieren, müssen die Interessenten Vertrauen in diesen Sektor haben. Dieses Vertrauen kann nicht verordnet, sondern muss durch Aneignung eines guten Verständnisses und einer guten Kenntnis des Produkts, in das man investieren möchte, aufgebaut werden“, erklärt Danièle Berna-Ost, Generalsekretärin der CSSF.

Die repräsentative Umfrage wurde von Mitte April bis Mitte Mai 2022 bei 1011 in Luxemburg ansässigen Personen von ILRES durchgeführt. Die Befragung fand je zur Hälfte über Telefon und online statt.

Positive Meinung über den potenziellen Einfluss des Finanzsektors 

Die Umfrage ergab, dass die Mehrheit der Befragten der Auffassung ist, dass der Finanzsektor einen positiven Einfluss auf die Entwicklung erneuerbarer Energien, die örtlichen Gemeinschaften oder die Umwelt und das Klima haben kann. Ebenso antworten 74% der Befragten, dass der Finanzsektor eine wichtige Rolle beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft spielen kann. 71% der Befragten sind der Auffassung, dass Einzelpersonen durch ihre finanziellen Entscheidungen zu einer nachhaltigeren Welt beitragen können.

Nachhaltige Finanzen? Ein wenig bekanntes Thema…

Die Umfrage zeigt, dass nachhaltige Finanzen ein, für die breite Öffentlichkeit nur schwer verständliches Thema darstellt: 47% der Befragten geben an, nicht oder kaum zu wissen, um was es sich dabei eigentlich handelt.

Etwa 43% der Befragten verbinden nachhaltige Finanzen mit grünen Finanzen, was nur teilweise richtig ist. So sind die anderen Aspekte von ESG Anlagen, d.h. der gesellschaftliche Einfluss und der Einfluss auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, kaum bekannt. Weiterhin gaben die meisten Befragten an, sich mit diesen Themen nicht auszukennen oder definierten Begriffe falsch, als sie gefragt wurden, auf bestimmte nachhaltige Finanzprodukte oder Begriffe näher einzugehen.

Eher klassische Auslösefaktoren bei Investitionsentscheidungen

Es kann festgestellt werden, dass die Auslöser für eine Anlageentscheidung eher klassisch sind und sich auf das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko beziehen. Die Befragten geben an, dass die Rentabilität (in erster Linie) und das Risikoniveau (in zweiter Linie) die entscheidenden Faktoren für ihre Investitionsentscheidung sind. Die Meinungen über die Rentabilität nachhaltiger Investitionen im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen sind geteilt. Eine leichte Mehrheit vertritt die Auffassung, dass herkömmliche Anlagen rentabler sind, was darauf hindeutet, dass hier noch Informations-/ und Sensibilisierungsbedarf besteht.

Ein großes Entwicklungspotenzial

27% der Befragten haben sich bereits aktiv über eine Anlage in ein nachhaltiges Produkt erkundigt. 21% geben an, bereits in nachhaltige Finanzprodukte investiert zu haben und 53% können sich vorstellen, dies in Zukunft zu tun. Etwa 10% der Befragten können sich vorstellen, über die Hälfte ihrer Ersparnisse in nachhaltige Finanzprodukte anzulegen. Dabei gilt, dass das Interesse an nachhaltigen Anlagen umso größer ist, desto vermögender die betreffende Person ist.

Es ist klar, dass das Interesse an nachhaltigen Produkten wächst, aber es bestehen immer noch ein Mangel an Informationen über ihren Einfluss und teilweise falsche Vorstellungen wie z.B. zum Greenwashing, zur Rendite oder Wissenslücken zu allgemeinen ESG-Fragen und der unterschiedlichen Anwendungsbereiche, welche dringend behoben werden müssen“, kommentiert Nicoletta Centofanti, Interimgeneraldirektorin der LSFI.

Die zentrale Rolle des Bankiers

Im Allgemeinen vertrauen die Befragten ihrem Bankier oder den Finanzexperten. Der Bankier wird sowohl als Referenz- als auch als vertrauenswürdige Informationsquelle angesehen (61%). Allerdings muss auch festgestellt werden, dass nur 24% der Befragten bereits ein Angebot für eine Anlage in nachhaltige Produkte erhalten haben.

Die Tatsache, dass die Umfrage die zentrale Rolle des Bankiers hervorhebt, ist sowohl eine gute Nachricht für die ABBL und ihre Mitglieder als auch eine Herausforderung“, kommentierte Catherine Bourin, Vorstandsmitglied der Fondation pour l’Education Financière der ABBL. „Die Erwartungen an die Bankberater sind, in der Tat, hoch und ihre Verantwortung für die Entwicklung nachhaltiger Finanzen ist groß.

Fortschritte bei der Finanzregulierung kommen zur rechten Zeit

„Der rechtliche Rahmen, der derzeit in einem straffen Zeitplan geschaffen wird, ist sehr ehrgeizig und sehr komplex, spiegelt aber die Dringlichkeit des Klimaschutzes wider“ betont Danièle Berna-Ost. In Anbetracht der Tatsache, dass die Umfrage die zentrale Rolle des Bankiers hervorhebt, war das Inkrafttreten neuer Anforderungen im Rahmen der MIFID Richtlinie am 2. August 2022 ein entscheidender Schritt. Somit wurde der Bankier zur ersten Kontaktperson seiner Kunden im Bereich der nachhaltigen Finanzen. Die Bankberater sind jetzt verpflichtet, die Erwartungen eines jeden Kunden in Bezug auf die Auswirkungen ihrer Anlagen im Bereich der Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung anzusprechen. Diese neue Situation dürfte die Entwicklung der nachhaltigen Finanzwirtschaft beschleunigen, indem potenzielle Investoren dazu gebracht werden, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Die zwingende Notwendigkeit die Bemühungen im Bereich der Wissensvermittlung fortzusetzen

„Es ist klar, dass wir und unsere Mitglieder in unserer Rolle als Marktteilnehmer noch viele pädagogische Anstrengungen unternehmen müssen„, stellt Catherine Bourin fest, „sei es durch die Verwendung weniger technischer Begriffe wie es 74% der Befragten fordern, oder durch das Aufzeigen der Tragweite und des Potenzials nachhaltiger Finanzen“. „87% der Teilnehmer meinen, dass die breite Öffentlichkeit ausführlicher informiert werden sollte, um die Nachhaltigkeit im Bereich der Finanzen besser zu verstehen und zu begreifen. Das zeigt uns, was noch getan werden muss„, so Nicoletta Centofanti.

Jeder der drei Partner wird seine Bemühungen im Bereich der Wissensvermittlung fortsetzen. „Auf Ebene der CSSF werden wir die Branche weiterhin bei der Umsetzung eines angemessenen Rechtsrahmens für die Entwicklung nachhaltiger Finanzen begleiten. Auf Seiten des Anlegerschutzes werden wir die Vermittlung von Kenntnissen über nachhaltige Anlagen gegenüber des Sparers verstärken, insbesondere durch klare und verständliche Informationen darüber, was unter nachhaltiger Finanzwirtschaft zu verstehen ist. Ohne Finanzbildung gibt es keinen Verbraucherschutz“, betont Danièle Berna-Ost.

Die ABBL-Stiftung stellt der Allgemeinheit Informations- und Sensibilisierungswerkzeuge wie Lehrvideos zur Verfügung und bietet einen anpassungsfähigen Workshop für Gymnasiasten an, im Rahmen dessen gelernt wird, was nachhaltige Finanzen sind. Darüber hinaus wird 2023 ein digitales Spiel zur Finanzbildung für alle veröffentlicht.

In den kommenden Monaten wird sich die LSFI auf ihre Aktivitäten konzentrieren, die sich an Privatanleger und Sparer richten, und diese intensivieren. Auf der LSFI-Website wird ein eigener Bereich eingerichtet werden, in dem Informationen, Werkzeuge und praktische Tipps zum Thema nachhaltiges Investieren zur Verfügung gestellt werden. Die LSFI bietet darüber hinaus weiterhin Veranstaltungen an, um die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und zu informieren, damit das Thema nachhaltige Finanzen möglichst viele Menschen erreicht und somit jeder seinen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen leisten kann, vor denen unsere Gesellschaft steht.

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