New York führt als erste US-Stadt eine Mautgebühr für den Stadtverkehr ein
New York schreibt Geschichte: Als erste Stadt in den USA erhebt die Millionenmetropole nun eine City-Maut, die Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer zur Kasse bittet, um den Verkehr zu reduzieren und die klamme Kasse des öffentlichen Nahverkehrs zu füllen. Doch wie bei allem, was mit Geld und Autos zu tun hat, gibt es reichlich Streit, Widerstand und – Überraschung – auch ein bisschen Donald Trump.
Die neue Regelung im Überblick
Seit heute müssen Autofahrer bis zu 9 US-Dollar (ca. 7 Euro) pro Tag zahlen, wenn sie die Innenstadt von Manhattan betreten möchten – genauer gesagt den Bereich südlich des Central Parks. Das Gebiet umfasst einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, darunter das Empire State Building, den Times Square und die Finanzviertel rund um die Wall Street.
Die Mautgebühren variieren je nach Fahrzeugtyp und Tageszeit:
- Autofahrer: 9 US-Dollar zu Stoßzeiten, 2,25 US-Dollar zu anderen Zeiten
- Kleine Lkw und nicht-kommerzielle Busse: 14,40 US-Dollar zu Stoßzeiten
- Große Lkw und Touristenbusse: 21,60 US-Dollar
Das Ziel? Die notorischen Verkehrsprobleme der Stadt zu entschärfen und Milliarden in die öffentliche Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Und wie steht es um den Verkehr? Nun, laut einer Studie der Verkehrsdatenauswertungsfirma INRIX war New York City im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge die am stärksten verstopfte Stadt der Welt. Mit einer atemberaubenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 11 Meilen pro Stunde (ca. 17 km/h) während der morgendlichen Hauptverkehrszeit könnte man zu Fuß wohl schneller vorankommen.
Ein Vorschlag mit langer Vorgeschichte
Die Idee einer City-Maut ist in New York nicht neu. Gouverneurin Kathy Hochul machte sich vor zwei Jahren für das Vorhaben stark, doch die Umsetzung wurde zunächst verschoben. Der Grund? Massive Beschwerden von Pendlern, Geschäftsinhabern und so ziemlich jedem, der ein Auto besitzt. Im Juni letzten Jahres pausierte Hochul das Projekt sogar, nachdem sie erklärte, dass es „zu viele unbeabsichtigte Konsequenzen für New Yorker“ habe.
Nun ist das überarbeitete Modell jedoch Realität.
Widerstand auf allen Seiten – von Taxi-Fahrern bis Trump
Die Einführung der Maut hat erwartungsgemäß nicht nur Freunde gefunden. Taxi- und Fahrdienstanbieter laufen Sturm gegen die zusätzlichen Kosten, die viele Fahrer ohnehin in einer schwierigen finanziellen Lage treffen.
Doch die lauteste und prominenteste Stimme gegen die Maut kommt von keinem Geringeren als Donald Trump. Der gebürtige New Yorker, der diesen Monat ins Weiße Haus zurückkehrt, hat bereits angekündigt, das Programm „sofort zu stoppen“, sobald er wieder im Amt ist. „Eine absurde Geldabzocke,“ nennt es Trump – und lokale Republikaner stimmen ihm gerne zu.
Der republikanische Abgeordnete Mike Lawler aus einem Vorort nördlich von New York bat Trump im November, einzugreifen und das Projekt zu beenden. Und weil in Amerika nichts ohne Gerichte läuft, versuchte der Bundesstaat New Jersey in letzter Minute, die Maut mit einer Klage zu blockieren. Das Argument: Umweltbelastungen für benachbarte Gebiete. Doch ein Richter lehnte die Klage am Freitag ab.
Warum die City-Maut polarisiert
Befürworter der Maut sehen in ihr einen dringend notwendigen Schritt, um New Yorks Verkehrskollaps zu beheben und gleichzeitig Geld für die dringend überholungsbedürftige U-Bahn und Busse der Stadt zu sammeln. Kritiker hingegen sehen sie als ungerechte Belastung für Pendler und kleinere Unternehmen, die ohnehin mit hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben.
Ein weiteres Argument der Gegner: Reiche Autofahrer könnten sich die Gebühren problemlos leisten, während sie für weniger wohlhabende New Yorker eine weitere finanzielle Bürde darstellen.
Was bringt die Zukunft?
Ob die City-Maut tatsächlich die erhoffte Entlastung für den Verkehr bringt, bleibt abzuwarten. In anderen Städten wie London oder Stockholm hat sich ein ähnliches Modell bewährt, doch New York ist bekanntlich einzigartig – und nicht gerade für die reibungslose Umsetzung von Großprojekten berühmt.
Eines ist jedoch sicher: Der Kampf um die Maut ist noch lange nicht vorbei. Mit Trump im Weißen Haus und erbittertem Widerstand von vielen Seiten wird dieses Projekt vermutlich so kontrovers bleiben wie die Straßen New Yorks selbst. Willkommen in der Stadt, die niemals schläft – und jetzt noch mehr fürs Parken zahlt.
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