Die Rückschläge der russischen Armee im Osten der Ukraine nach der blitzartigen Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte bringen nicht nur Moskau, sondern auch die staatlichen Medien Russlands in Erklärungsnot. Normalerweise versuchen die Kommentatoren und Talkshow-Gäste, einander seit Beginn des Kriegs regelrecht damit zu übertrumpfen, Solidarität mit Präsident Wladimir Putin zu zeigen.
Außerdem werden die Ukraine sowie deren Verbündete regelmäßig denunziert. Doch seit dem Wochenende ist die Stimmung merklich gedämpfter. Erklärungsansätze reichten von der angeblich zahlenmäßigen Überlegenheit der ukrainischen Truppen bis hin zur Untermauerung der vom Verteidigungsministerium ausgegebenen Erklärung für den offenbar fluchtartigen Abzug Tausender Soldaten aus der Region Charkiw: Es handle sich um eine „taktische Umgruppierung“.
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Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) setzt sich für eine einfach umzusetzende Sicherheitszone um das umkämpfte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ein. Russland, das die Anlage besetzt, und die Ukraine müssten sich darauf einigen, das AKW und die Umgebung nicht mehr zu beschießen, so IAEA-Chef Rafael Grossi heute in Wien. Er bestätigte, dass sein Vorschlag nicht den Abzug von Waffen und Truppen umfasse. „Wir müssen es einfach halten“, sagte er.
Grossi hatte in einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates vorige Woche eine Sicherheitszone gefordert, ohne seinen Plan näher zu erklären. Der IAEA-Generaldirektor berichtete, dass er sowohl mit Kiew als auch mit Moskau in Kontakt stehe.
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Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hat der Ukraine damit gedroht, dass Russland eine bedingungslose Kapitulation verlangen wird, falls die Führung in Kiew die derzeitigen Bedingungen für Verhandlungen nicht annimmt.
„Die jetzigen ‚Ultimaten‘ sind ein Kinderspiel im Vergleich zu den Forderungen in der Zukunft (…): der totalen Kapitulation des Kiewer Regimes zu Russlands Bedingungen“, schrieb Medwedew heute auf Telegram.
Die Drohung des 56-Jährigen ist wohl eine Reaktion auf die Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem CNN-Interview. Selenskyj sagte unter anderem, dass er zurzeit nicht mit Russland verhandeln wolle: „Ich sehe auf ihrer Seite keine Bereitschaft, konstruktiv zu sein.“ Selenskyj sprach im Zusammenhang mit den gestellten Vorbedingungen von einem „russischen Kannibalismus“.
Er fügte hinzu: „Sie werden dich aufessen, häppchenweise, Stück für Stück.“ Darauf wolle er sich nicht weiter einlassen. „Ich will dieses Spiel nicht spielen. Ich mag das nicht“, so Selenskyj.
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