Wer sich jemals gefragt hat, wie eine Kabinettssitzung im Trump’schen Weißen Haus abläuft, bekommt aktuell eine Mischung aus Comedy, Fremdscham und autoritärem Theater geboten – irgendwo zwischen The Office und Nordkorea 2.0. Vor laufenden Kameras beugen sich Ministerinnen und Minister in ehrfürchtiger Reihenfolge zum präsidialen Sonnenkönig – nicht etwa, um kritische Fragen zu stellen, sondern um ihn mit einer Lawine aus Lob und devoter Dankbarkeit zu überschütten. Die Sessions gleichen weniger einem Regierungstreffen als vielmehr einem rituellen Huldigungszirkel.
„Das ist Arschkriecherei auf olympischem Niveau“, kommentierte The Daily Show-Moderator Jon Stewart – und hatte gleich die passende Videomontage parat: Innenminister Doug Burgum, Außenminister Marco Rubio, Justizministerin Pam Bondi – alle nicken, danken, loben, verneigen sich verbal vor dem Chef. Stewart wirkte fassungslos: „Man fragt sich wirklich, ob sie sich über ihn lustig machen oder ob das wirklich ernst gemeint ist.“
Nicht nur er fühlte sich an die überschwänglichen Lobpreisungen eines Kim Jong Un erinnert. Auch Ex-Obama-Sprecher Tommy Vietor nannte die Auftritte „eine Demütigung für alle Beteiligten“ und „totalitäres Theater in Echtzeit“.
Die US-Zeitschrift The Atlantic brachte es auf den Punkt: „Das Kabinett lobt Trump mit einer Inbrunst, die selbst Nordkoreas Führer verlegen machen würde.“ Die Sitzung wirkte, als wäre sie direkt vom Staatsfernsehen in Pjöngjang produziert – nur mit besserem Licht und schlechterem Taktgefühl.
Late-Night-Legende Seth Meyers meinte in seiner Show trocken, Trump habe das Kabinett wohl zusammengerufen, um nach dem Börsenabsturz aufgrund seiner Zölle eine „emotionale Streicheleinheit für sein Ego“ zu bekommen. „Es war ein einziger Abend voller Lippengekräusel und Hinterngeküsse“, sagte Meyers. „Selbst bei Reality-TV wäre das rausgeschnitten worden.“
Besonders intensiv war der Moment, als Agrarministerin Brooke Rollins mit tränenerstickter Stimme das Kabinett zur „Familie“ erklärte – natürlich ganz im Sinne Trumps, der ja das Vaterland nicht nur regieren, sondern offenbar auch adoptiert hat. „Ihr Führungsstil ist ein Geschenk für uns alle“, hauchte sie. Eine Zuschauerin schrieb auf X, allein ihre Körpersprache lasse „an andere, deutlich privatere Aktivitäten denken.“
Auch Justizministerin Bondi ließ sich nicht lumpen: „Sie wurden mit überwältigender Mehrheit gewählt, Sir!“ – was angesichts der sehr überschaubaren Mehrheit zumindest kreative Geschichtsschreibung ist. Und Kelly Loeffler, Chefin der Small Business Administration, dankte Trump im Namen aller US-Produzenten dafür, „dass Sie der KP Chinas den Kampf angesagt haben.“ Der Applaus war groß. Die Realität eher weniger.
Doch während außenpolitisch und wirtschaftlich die Erde bebt, bleibt eines im Trump-Kabinett sicher: der ewige Strom des Lobes. Ob wirtschaftlicher Einbruch oder diplomatische Bruchlandung – einer wird’s schon richten: Donald J. Trump. Zumindest, wenn man seinem Fanclub mit Ministerrang glaubt.
Bleibt nur zu hoffen, dass man das nächste Mal statt eines Kabinettsprotokolls einfach eine Sitcom draus macht. Titelvorschläge? Make America Clap Again oder Keeping Up with the Cabinet.
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