In Leipzig, wo Karneval scheinbar das ganze Jahr über im Rathaus regiert, begann am Samstag um 11.11 Uhr die offizielle fünfte Jahreszeit – als ob die anderen vier nicht schon turbulent genug wären. Eine Schar von Karnevalisten, angeführt von der neuen Löwin Leila, stürmte das Rathaus mit mehr Elan als die Stadtverwaltung an einem normalen Arbeitstag. Mit einem enthusiastischen „Leila Helau“ und Tänzen, die vermutlich mehr Koordination erforderten als so manche Stadtratssitzung, übernahm sie den symbolischen Rathausschlüssel.
Der Oberbürgermeister glänzte durch Abwesenheit, was aber niemanden zu stören schien – er kommt ja eh nur, wenn Wahlen anstehen. Stattdessen war Bürgermeister Hörning zur Stelle, der anscheinend seine Prioritäten klar auf Karneval statt Kommunalpolitik setzt.
Löwin Leila, tagsüber Office-Managerin und Mutter, hielt eine Antrittsrede, die mehr Wahrheiten enthielt als so manches Wahlversprechen. Sie sprach Klartext über die Stadtprobleme – von vernachlässigten Bezirken bis hin zum legendären Leipziger Straßenverkehrschaos, das anscheinend ein Meisterwerk städtischer Planungskunst ist.
Nach einer Stunde voller Satire, Tanz und guter Laune, die vielleicht einige städtische Missstände treffender beleuchtete als jeder offizielle Bericht, endete das bunte Treiben traditionsgemäß mit einem Martinsgansessen. Es folgte die erste von über 40 geplanten Karnevalsfeiern der Saison – denn in Leipzig nimmt man das Lachen offensichtlich ernster als die Stadtpolitik.
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