Seit dem Vormittag brennt der Öltanker „Annika“ in der Ostsee. Das etwa 73 Meter lange Schiff liegt rund fünf Kilometer vor der deutschen Küste vor Anker. Die sieben Besatzungsmitglieder konnten durch Seenotretter sicher an Land gebracht werden. Laut Angaben des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern sind sie entweder unverletzt oder nur leicht verletzt. Einige erlitten Rauchgasvergiftungen und wurden zur weiteren Untersuchung in umliegende Krankenhäuser, darunter die Universitätsklinik Rostock, eingeliefert.
Brandbekämpfung und Rettungsmaßnahmen
Das Feuer brach am Freitagvormittag aus bisher ungeklärter Ursache aus. Medien hatten zunächst von Verletzten berichtet. Die „Annika“ war am Morgen um 8:00 Uhr aus Rostock ausgelaufen und stoppte gegen 9:00 Uhr abrupt, als der erste Notruf abgesetzt wurde. Drei Löschschiffe sind bereits im Einsatz und bekämpfen die Flammen von außen. Feuerwehrteams aus Rostock, Kiel und Lübeck sind mit Hubschraubern auf dem Weg zur Einsatzstelle, um die Löscharbeiten zu unterstützen.
Ladung und mögliche Umweltgefahren
Der Tanker hat etwa 640 Tonnen Schweröl an Bord und befindet sich derzeit in der Mecklenburger Bucht zwischen Kühlungsborn und Warnemünde. Trotz der brisanten Lage wurde laut dem mecklenburgischen Umweltministerium bisher keine Gewässerverschmutzung festgestellt. Die Rettungskräfte konnten bislang verhindern, dass Öl ins Meer gelangt.
Reaktionen von Umweltorganisationen und Experten
Der schnelle Einsatz der Rettungskräfte wurde von der Umweltorganisation WWF gelobt. Finn Viehberg, Leiter des WWF-Ostsee-Büros in Stralsund, betonte die Bedeutung eines flächendeckenden Havariekommandonetzes für die Ostsee. „Das Havariekommando Nord hat sich bewährt“, so Viehberg.
Mit Sorge äußerte sich der Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Oliver Zielinski. Angesichts des starken Westwinds könnte im schlimmsten Fall Schweröl in die sensiblen Ökosysteme der Küstenregionen gelangen, warnte er. Die Ostsee ist eine stark befahrene Region, täglich passieren etwa 2.000 große Schiffe, darunter viele Gefahrguttransporte.
Schwarzer Rauch über der Ostsee
Auf Fotos ist zu sehen, wie Löschschiffe große Wassermengen auf den brennenden Tanker sprühen, während dichter, schwarzer Rauch aus dem Maschinenraum und dem Bereich der Brücke aufsteigt. Der Rauch ist den Angaben zufolge bis zur Küste sichtbar.
Vorbereitung auf den Ernstfall
Wie der NDR berichtete, fand erst am 19. September eine Notfallübung vor Warnemünde statt, bei der Feuerwehren aus Rostock und Lübeck den Umgang mit Bränden auf See trainierten. Auch das Mehrzweckschiff „Baltic“, das nun bei der Brandbekämpfung der „Annika“ im Einsatz ist, war Teil dieser Übung. Bereits im Juni war eine ähnliche Übung durchgeführt worden, bei der das Havariekommando und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) beteiligt waren
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