Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in die Debatte um die geplanten Werkschließungen bei Volkswagen eingeschaltet – und dabei erstaunlich deutlich die Karten auf den Tisch gelegt. „Werkschließungen? Das ist nicht der richtige Weg“, sagte der Kanzler den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Doch bevor VW zu euphorisch wird, fügte er süffisant hinzu, dass „Fehlentscheidungen des Managements“ maßgeblich zur aktuellen Krise beigetragen hätten. Autsch.
Der Wolfsburger Autobauer hatte kürzlich angekündigt, mindestens drei Werke in Deutschland dichtzumachen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Offenbar läuft die Elektromobilitäts-Revolution nicht ganz so glatt wie erhofft. Aber keine Sorge, Scholz weiß Rat: Weiterhin entschlossen auf Elektromobilität setzen – genau wie bisher, nur diesmal bitte ohne die „Fehlentscheidungen“, danke.
Die bittere Realität: CO2-Ziele und Strafzahlungen
Scholz, der Meister des Understatements, konnte sich bei der Gelegenheit auch einen Seitenhieb auf die EU-Kommission nicht verkneifen. Diese plane nämlich Strafzahlungen für Autohersteller, die ihre CO2-Ziele verfehlen. „Eine brillante Idee“, könnte man meinen – zumindest, wenn das Ziel ist, den ohnehin schon taumelnden Autobauern den letzten finanziellen Rest zu geben.
Der Kanzler hat aber eine bessere Idee: Statt die Millionen in Strafzahlungen zu versenken, solle das Geld lieber in die Entwicklung der Elektromobilität fließen. Schließlich wachse der Markt langsamer als erwartet. Wer hätte auch ahnen können, dass sich die Verbraucher nicht sofort begeistert auf teure E-Autos stürzen würden, wenn die Ladeinfrastruktur einem löchrigen Schweizer Käse gleicht und man auf eine Batterieproduktion angewiesen ist, die noch halb in Asien hängt?
Technologischer Umbruch: Der heilige Gral der Politik
Scholz betonte einmal mehr, wie wichtig es sei, den „technologischen Umbruch“ mit aller Entschlossenheit zu verfolgen. Übersetzt heißt das: VW, ihr habt Mist gebaut, aber seht zu, dass ihr euch selbst aus dem Sumpf zieht. Und bitte spart dabei nicht zu viel bei den Arbeitsplätzen, sonst kriegen wir hier noch mehr Ärger.
Ob diese Mischung aus mildem Appell, subtiler Schuldzuweisung und Optimismus tatsächlich etwas bewirkt, bleibt abzuwarten. Fest steht: Der Kanzler hat gesprochen. Und zwar so, dass sich am Ende alle ein bisschen angesprochen fühlen – die Autohersteller, die EU-Kommission und die Arbeitnehmer. Ein klassischer Scholz-Moment eben.
Und Volkswagen?
Volkswagen dürfte diese „Unterstützung“ mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nehmen. Auf der einen Seite die Aufforderung, doch bitte keine Werke zu schließen – auf der anderen Seite der dezente Hinweis, dass sie ihre Probleme selbst verursacht haben. Man darf gespannt sein, ob und wie VW reagiert. Vielleicht mit einer Pressemitteilung, in der sie betonen, dass sie alles unter Kontrolle haben, während im Hintergrund der Abbauplan für Werk Nummer vier in der Schublade liegt.
Eins ist klar: Wenn der technologische Umbruch so reibungslos verläuft wie die letzten Jahre in der Automobilindustrie, dann werden wir uns wohl auf noch mehr solcher Appelle, Schuldzuweisungen und strategischen Durchhalteparolen einstellen müssen. Vielleicht kommt dann auch irgendwann jemand auf die Idee, dass eine funktionierende Infrastruktur und eine realistische Marktstrategie kein schlechter Anfang wären. Aber hey, eins nach dem anderen.
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