OpenAI, das Unternehmen hinter dem KI-Chatbot ChatGPT, hat Interesse bekundet, den Webbrowser Chrome zu übernehmen – vorausgesetzt, Google wird im laufenden Kartellverfahren zum Verkauf gezwungen. Das erklärte ChatGPT-Produktchef Nick Turley am Dienstag vor Gericht in Washington.
Hintergrund ist ein Verfahren des US-Justizministeriums, das Google vorwirft, ein Monopol bei der Online-Suche und der dazugehörigen Werbewirtschaft zu besitzen. Ein Richter hatte diese Einschätzung bereits im vergangenen Jahr bestätigt. Das Ministerium fordert nun tiefgreifende strukturelle Maßnahmen, darunter auch eine Abspaltung des erfolgreichen Chrome-Browsers. Google hat jedoch bislang keine Verkaufsabsicht signalisiert und will gegen das Urteil Berufung einlegen.
Im Rahmen der Verhandlung wurde zudem bekannt, dass OpenAI im Juli 2023 versucht hatte, Googles Suchtechnologie für ChatGPT zu lizenzieren, nachdem es Probleme mit einem früheren Suchpartner gegeben hatte. In einer E-Mail an Google schlug OpenAI vor, durch die Nutzung der Google-Schnittstelle (API) die Qualität von ChatGPT zu verbessern. Google lehnte das Angebot jedoch ab – mit Verweis auf zu viele involvierte Wettbewerber. „Wir haben aktuell keine Partnerschaft mit Google“, so Turley.
Das Justizministerium und mehrere Bundesstaaten fordern in dem Verfahren neben dem möglichen Verkauf von Chrome auch die Öffnung von Googles Suchdaten für Mitbewerber. Dies, so Turley, könnte die Entwicklung von ChatGPT deutlich beschleunigen. Die Integration aktueller und sachlicher Informationen durch Suchabfragen sei für die KI von zentraler Bedeutung.
Bis ChatGPT in der Lage sei, rund 80 Prozent der Nutzeranfragen eigenständig und ohne externe Suchdienste zu beantworten, würden noch mehrere Jahre vergehen, sagte Turley. Derzeit greift ChatGPT auf die Suchtechnologie von Microsoft zurück, dem wichtigsten Partner und Großinvestor von OpenAI.
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