Die Unruhe im US-Verteidigungsministerium spitzt sich weiter zu: Joe Kasper, der Stabschef von Verteidigungsminister Pete Hegseth, wurde entlassen. Es ist bereits der vierte hochrangige Abgang innerhalb einer Woche – eine außergewöhnliche Situation an der Spitze des Pentagon.
Kasper soll laut einem anonymen Regierungsbeamten künftig an „Sonderprojekten“ arbeiten. Offiziell wurden keine Details zur Entlassung genannt, doch sie steht offenbar im Zusammenhang mit der Nutzung der verschlüsselten Messaging-App Signal für sensible militärische Kommunikation.
Hegseth steht selbst im Zentrum einer Untersuchung des Pentagon-Generalinspizienten. Ihm wird vorgeworfen, Details über Luftangriffe auf Huthi-Milizen in einem Gruppenchat über Signal mit hochrangigen Trump-Vertrauten geteilt zu haben – versehentlich war auch ein Journalist von The Atlantic im Chat. Die Informationen sollen das genaue Timing von Angriffen betroffen haben, was nach Einschätzung von Militärinsidern zu den am strengsten geschützten Geheimnissen der nationalen Sicherheit gehört. Hegseth bestreitet, geheime Informationen preisgegeben zu haben.
Weitere Entlassungen und Suspendierungen
Neben Kasper wurden bereits in der Vorwoche zwei enge Hegseth-Vertraute – Dan Caldwell und Darin Selnick – vorläufig suspendiert. Auch hier laufen Untersuchungen zu möglichen Informationslecks. Bereits im März hatte Kasper in einem internen Memo mit Lügendetektortests gegen Whistleblower gedroht.
Die jüngsten Entlassungen reihen sich ein in eine umfassendere „Säuberung“, die Hegseth seit Amtsantritt vorantreibt. So entließ er im Februar mehrere ranghohe Offiziere, die noch unter Präsident Biden im Amt waren – darunter General C.Q. Brown, den früheren Vorsitzenden der Vereinigten Generalstabschefs, sowie Admiral Lisa Franchetti (Chief of Naval Operations) und General James Slife (Air Force Vice Chief of Staff).
Auch Vizeadmiralin Shoshana Chatfield, die US-Militärvertreterin bei der NATO, wurde Anfang April entlassen. Offizielle Begründung: „Vertrauensverlust in ihre Führungsfähigkeit.“
Politische Dimension: Signal, Trump und ein Richtungswechsel
Hegseth, ein enger Vertrauter von Donald Trump und Kritiker von Diversitätsprogrammen im Militär, setzt klar auf eine politische Neuorientierung des Pentagon. Seine Gegner werfen ihm vor, die Entlassungen seien ideologisch motiviert und untergrüben die institutionelle Stabilität des US-Militärs.
Kasper selbst war zuvor u. a. als Berater des verurteilten und später von Trump begnadigten Abgeordneten Duncan Hunter tätig. Zudem arbeitete er in mehreren Regierungsbehörden und Lobbyfirmen.
Ob und wie sich die Ermittlungen auf Hegseth selbst auswirken, bleibt vorerst offen. Klar ist jedoch: Die politische Lage im Pentagon bleibt angespannt – und die Führung der US-Streitkräfte befindet sich im Umbruch.
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