Eine aktuelle Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft zeichnet ein alarmierendes Bild für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) in Deutschland. Demnach steht der Sektor vor einer beispiellosen Herausforderung: Ein signifikanter Anteil der Bus- und Straßenbahnfahrer, konkret vier von zehn, ist älter als 55 Jahre. Diese werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten, was einem Verlust von nahezu 55.000 Fahrern gleichkommt.
Die Brisanz dieser Entwicklung ist besonders hoch, da kein anderes Berufsfeld einen derart großen Anteil an Beschäftigten kurz vor dem Ruhestand aufweist. Dieser bevorstehende massive Personalabgang droht, den bereits existierenden Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr weiter zu verschärfen. Schon jetzt ist die Lage prekär: Im vergangenen Jahr konnten laut der Studie fast 3.600 Stellen nicht adäquat besetzt werden, da es an qualifizierten Bewerbern mangelte.
Diese Entwicklung könnte weitreichende Konsequenzen für die Mobilität in Städten und Gemeinden haben. Ein Mangel an Fahrern birgt das Risiko reduzierter Fahrpläne und längeren Wartezeiten, was insbesondere Pendler und Personen ohne Zugang zu privaten Verkehrsmitteln hart treffen würde. Darüber hinaus könnte die Attraktivität des ÖPNV als umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr leiden, was wiederum die Bemühungen zur Reduzierung des städtischen Verkehrsaufkommens und der CO2-Emissionen untergraben würde.
Angesichts dieser Herausforderungen sind innovative Lösungsansätze und Strategien gefragt. Die Branche muss nicht nur attraktiver für junge Arbeitskräfte werden, sondern auch Anreize für eine längere Berufstätigkeit erfahrener Fahrer schaffen. Zudem könnten verstärkte Investitionen in die Aus- und Weiterbildung helfen, die Qualifikationslücke zu schließen.
In dieser kritischen Phase ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Verkehrsbetrieben, Gewerkschaften, Politik und Bildungseinrichtungen unerlässlich, um den öffentlichen Nahverkehr als Rückgrat der städtischen Mobilität zukunftsfähig zu gestalten und eine Verkehrswende zu unterstützen, die sowohl sozial gerecht als auch ökologisch nachhaltig ist.
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