Man könnte meinen, Donald Trump habe mit der Auswahl von Pete Hegseth für die Leitung des Pentagons einen brillanten Schachzug gemacht – schließlich bringt der ehemalige Fox-News-Moderator all das mit, was man für einen solchen Posten braucht: fragwürdige Tattoos, einen Hang zu Übertreibungen und Berichte über reichlich Alkoholgenuss bei der Arbeit. Doch wie sich herausstellt, sind nicht alle im Trump-Lager davon überzeugt, dass Hegseth die beste Wahl ist. Man munkelt, selbst einige von Trumps treuesten Verbündeten greifen langsam aber sicher zur Aspirin-Packung.
Ein Mann der Kontroversen (und Cocktails)
Hegseth, der von Trump als Verteidigungsminister nominiert wurde, hat sich in der Vergangenheit als Meister der Schlagzeilen erwiesen. Doch während Trump ihn für seine „militärische Erfahrung“ lobt, sorgen sich andere eher um seine fragwürdigen „persönlichen Erfahrungen“. So gibt es Berichte über angeblichen Alkoholgeruch vor Live-Sendungen, betrunkenes Auftreten in Arbeitstreffen und – als Sahnehäubchen – Vorwürfe sexueller Übergriffe, die er zwar bestreitet, die aber durch einen 22-seitigen Polizeibericht nicht unbedingt entkräftet werden.
Auf die Frage, wie es mit seiner Kandidatur aussieht, antwortete Hegseth mit dem ihm eigenen Kampfgeist: „Trump hat mir gesagt, ich soll weiterkämpfen!“ Was er verschweigt: Die meisten seiner Schlachten scheinen gerade auf dem Terrain „Selbstverteidigung“ stattzufinden – gegen Vorwürfe, die ihn zu einem Albtraum für die PR-Abteilung machen.
Frauen im Militär? Lieber nicht.
Hegseth hat sich nicht nur durch seinen Umgang mit Frauen unbeliebt gemacht, sondern auch durch seine bemerkenswert subtile Haltung zu ihrer Rolle im Militär: Sie seien in Kampfeinsätzen „nicht zu gebrauchen“, ließ er verlauten. Diese Äußerung sorgte verständlicherweise für Entsetzen – außer natürlich bei denjenigen, die ohnehin dachten, dass das Mittelalter ein Vorbild für moderne Verteidigungspolitik sei.
Apropos Mittelalter: Kritiker werfen Hegseth auch vor, dass einige seiner Tätowierungen Symbole enthalten, die in jüngster Zeit von rechten Extremisten und Neonazis übernommen wurden. Doch keine Sorge, Hegseth sagt, das habe nichts mit seiner politischen Haltung zu tun. Vielleicht wollte er einfach nur seine Liebe zu Burgen und Rittern zum Ausdruck bringen?
Ein Pentagon mit Hangover?
Hegseths Qualifikation für das Pentagon wird nicht nur wegen seines fragwürdigen Lebensstils infrage gestellt, sondern auch wegen seines Mangels an politischer Erfahrung. Sein einziger Ausflug in die Politik war eine gescheiterte Senatskandidatur – und jetzt soll er plötzlich ein Ministerium mit 3,4 Millionen Mitarbeitenden und einem Jahresbudget von 850 Milliarden Dollar leiten? Das klingt in etwa so, als würde man einen Hobbykoch bitten, ein Sternerestaurant zu übernehmen, weil er ein paar Mal bei einer Grillparty überzeugt hat.
CNN zitierte einen Ministeriumsvertreter mit den Worten: „Alle sind einfach entsetzt.“ Und das sagt schon alles.
Ein Ersatz in der Hinterhand?
Während Hegseth tapfer kämpft – oder zumindest so tut – bahnt sich hinter den Kulissen bereits ein Plan B an. Floridas Gouverneur Ron DeSantis wird als potenzieller Ersatz gehandelt. Ironischerweise war DeSantis lange Zeit Trumps treuer Gefolgsmann, bevor er beschloss, gegen ihn in den republikanischen Vorwahlen anzutreten. Trump bezeichnete ihn daraufhin als „illoyal“ – doch wie heißt es so schön? Politik macht seltsame Bettgenossen.
Sollte DeSantis aus irgendeinem Grund nicht infrage kommen, stehen andere Namen bereit. So wird über Elbridge Colby, einen ehemaligen Pentagon-Mitarbeiter, oder die republikanische Senatorin Joni Ernst spekuliert. Aber keine Sorge, falls alle Stricke reißen, wird Trump sicher noch jemanden finden, der bereit ist, sich ins Getümmel zu werfen – solange er nicht zu nüchtern ist.
Noch ein Dämpfer für Trump
Für Trump sind die Probleme mit Hegseth allerdings nichts Neues. Bereits zuvor musste er den Rückzug von Matt Gaetz, seinem Wunschkandidaten für das Justizministerium, hinnehmen. Auch dieser fiel durch – wie könnte es anders sein – wegen Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens. Und als wäre das nicht genug, verabschiedete sich auch sein Favorit für die Leitung der US-Drogenbehörde (DEA), Chad Chronister, mit der Begründung, dass die Verantwortung „zu groß“ sei.
Die Frage bleibt: Ist Hegseth wirklich der beste Mann für das Pentagon – oder nur der Mann, der am wenigsten Nein gesagt hat? Angesichts der immer neuen Enthüllungen könnten die öffentlichen Senatshearings jedenfalls zum nächsten großen Polit-Drama in Washington werden. Ob Hegseth dann noch eine Chance hat oder ob er von der Bühne verschwindet wie ein schlechter Nebendarsteller, bleibt abzuwarten.
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