Wir haben heute morgen hierzu bereits Antworten von Rechtsanwalt und Fachanwalt Daniel Blazek (BEMK Rechtsanwälte Bielefeld/Markdorf) erhalten. Er meint, dass bei PIM Gold nun die übliche Werbemasche losgeht, bei welcher auch der Vertrieb auf‘s Korn genommen werden wird. Der Vertrieb sollte jedoch erst einmal locker bleiben.
Diebewertung.de: Herr Blazek, was sagen Sie zu den Vorwürfen um PIM Gold?
Blazek: Gar nichts. Ich nehme zunächst die Berichterstattung zur Kenntnis und halte mich mit Bewertungen zurück. Zwar ist eine Razzia an sich besorgniserregend, aber die Hintergründe sind noch nicht klar.
Diebewertung.de: Was muss der Vertrieb nun fürchten?
Blazek: Es wird so sein wie bei anderen Sachwertinvestments und anderen Anlagen in der Vergangenheit auch. Sobald ein Ermittlungsverfahren im Spiel ist bzw. eine Razzia, hier sogar zusammen mit Untersuchungshaft, ist das natürlich ein Knaller. Dieser Knaller schürt allseits Unsicherheit und Klärungsbedarf. Rechtsanwälte wissen das und nutzen dies für Mandatswerbung. Schauen Sie auf Komplexe wie INFINUS, S&K, Lombardium EN Storage und BWF. Dort war es genauso. Relativ schnell wird das zu bestimmten Fragen führen, wegen derer man den Vertrieb in Anspruch nehmen wird. Dafür muss man kein Prophet sein. Man muss einfach nur in den kommenden Tagen und Wochen im Internet nachschauen.
Diebewertung.de: Können Sie das konkretisieren?
Blazek: Ja. Im derzeitigen Stadium steht ja noch nicht einmal fest, ob überhaupt ein Schaden bei den Anlegern oder Käufern entstanden ist und falls ja, in welcher Höhe. Bis ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren bzw. Strafverfahren diesbezüglich Klärung bringt, wird naturgemäß noch einige Zeit vergehen, in welcher nur bruchstückhaft Informationen kursieren. Diese Unsicherheit muss einem Käufer oder Anleger aber dann nicht interessieren, wenn er in der Zwischenzeit einen Gegner findet, der seinen Schaden ersetzen kann, gegebenenfalls unter Abtretung seiner Ansprüche aus dem jeweiligen Kaufvertrag oder Anlagevertrag. Der Vertrieb ist in so einer Konstellation der leichteste Gegner. Anwälte werden den Vertrieb einfach nur vorwerfen, dass er gewisse Pflichtverletzung im Vorfeld der Verträge begangen hat und deswegen auf den jeweiligen gesamten Schaden haften soll. Hier zu wird es Beiträge und werbe anzeigen von Anlegeranwälten geben. Das alles ist normal.
Diebewertung.de: Ist denn überhaupt bei den Käufern ein Schaden entstanden?
Blazek: Gute Frage. Bei denjenigen, welche vertragsgemäß ihr Gold erhielten, natürlich nicht. Wer sein Gold nicht vertragsgemäß erhielt, kann ich nicht sagen.
Diebewertung.de: Welche Pflichtverletzungen wird man denn vorwerfen?
Blazek: Vermutlich wird man dem Vertrieb vorhalten, dass man nicht über die wirtschaftlichen Risiken aufgeklärt habe, dass die Goldanlage nicht plausibel war und das gewisse rechtliche Feinheiten nicht erläutert worden seien, zum Beispiel Fragen des Besitzrechts oder Eigentumsrechts oder Aufsichtsrechts. Hin und wieder wird auch der Umstand, dass es ein Ermittlungsverfahren gibt, mehr oder weniger zielführend vorgeworfen.
Diebewertung.de: Und ist das für den Vertrieb bedrohlich?
Blazek: Nicht besonders. Es ist in erster Linie ärgerlich. Zu all diesen Punkten gibt es schon umfangreiche Rechtsprechung. Bisher haben die allermeisten unserer Mandanten solche Situationen überlebt. Manche völlig ohne Schaden, manche mit einem blauen Auge, manche in kritischen Situationen.
Diebewertung.de: Welche Risiken sehen Sie im weiteren Verlauf?
Blazek: Auf Ebene des Unternehmens dürfte nun auch die Frage eine Rolle spielen, ob nicht ein Insolvenzantrag zu stellen wäre. Das ist regelmäßig dann der Fall, wenn Vermögenswerte, vor allem Liquidität, durch die Ermittlungsmaßnahmen eingefroren worden sind. Dies kann ich aber auch nicht konkret beurteilen. Abstrakt dürfte dieses Risiko jedoch bestehen. Womit wir bei der nächsten Unsicherheit wären.
Diebewertung.de: Was raten Sie dem PIM Gold-Vertrieb?
Blazek: Der Vertrieb ist jetzt genauso überrumpelt von den aktuellen Meldungen wie die Käufer oder Investoren. Er muss sich orientieren und gleichzeitig einen möglichst guten Kontakt zu den Kunden halten. Ich rate dem Vertrieb, sich zu organisieren und zur Sachverhaltsaufklärung beizutragen. Gleichzeitig muss er sich auf die kommenden Inanspruchnahmen vorbereiten. Diese werden geringer, je früher die Sachverhaltsaufklärung erfolgt und je besser das Verhältnis zu den Kunden ist. Der Vertrieb muss sich schützen, dabei aber möglichst rational und zielführend vorgehen. Auch dafür gibt es bewährte Mechanismen.
Diebewertung.de: Haben Sie eine kurze Devise für den Vertrieb?
Blazek: Auch wenn es schwer fällt: Cool bleiben. Geflatter, Spekulation und Überkommunikation bringen nichts. Der Schlüssel liegt jetzt in besonnener Koordination.
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