Zum Beitrag in Plusminus nimmtd er Verband VGF schriftlich Stellung:
Sehr geehrter Herr Ohmstedt,
wir haben am 16.08. den Beitrag „Geld anlegen mit hohem Risiko“ bei Plusminus gesehen. Wir sind über die tendenziöse und einseitige Art Ihrer Berichterstattung in höchstem Maße befremdet.
Das beginnt bereits bei der Auswahl der Personen die zu Wort kommen: Der Beitrag bietet zwei sogenannten Experten ein Forum, die mitnichten unabhängig oder objektiv sind. Stattdessen verfügen sie über eine je eigene, ganz spezielle Interessenlage, ohne dass der Zuschauer hierüber informiert wird.
Prof. Dr. Max Otte ist eben nicht nur „Wirtschaftsexperte“, sondern auch Manager eines Aktienfonds (PI Gloval Value Fund), Herausgeber eines Informationsdienstes für Privatinvestoren (Privatinvestor-Telegramm) und Inhaber der Privatinvestor Vermögensmanagement GmbH, einem zugelassenen Finanzdienstleistungsinstitut. Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage können seine abwertenden Äußerungen über andere Kapitalanlagen schwerlich den Schein der Objektivität wahren.
Ähnliches gilt für den so genannten Anlegerschutzanwalt Peter Mattil. Unter Ihren Kollegen aus den Print-Redaktionen hat sich bereits herumgesprochen, dass Anlegerschutzanwälte, wenn sie mit vermeintlichen Skandalen an Medien herantreten oder sich dort in der Art und Weise äußern, wie Herr Mattil das im oben erwähnten Beitrag getan hat, dies keineswegs aus altruistischen Motiven tun, sondern weil dies ein verschleiertes Instrument der Mandantenakquise ist. Es ist längst hinreichend bekannt, dass so genannte Anlegerschutzanwaltskanzleien gezielt Handelsregistereinträge einsehen und dann die dort eingetragenen Anleger anschreiben, um sie auf der Basis vermeintlicher Prospekt- oder Beratungsfehler zu Sammelklagen zu bewegen. Die Erfolgsaussichten derartiger Klagen können die Anwälte dabei in der Regel unberücksichtigt lassen. Denn sobald die Kanzlei ein Mandat hat, wird sie auch die entsprechenden Gebühren für Ihre Tätigkeit erhalten. Sollte die Klage scheitern, geht dies dann zulasten der Mandanten/Anleger. Dazu gibt es eine Reihe leicht zu findender Artikel im Internet, z.B. ein Interview mit RA DR. Oliver Renner zur Vorgehensweise von sogenannten Anlegerschutzanwälten und Interessengemeinschaften
(http://www.vsav.de/index.php?id=612&ftu=08f950669f6e5abbae89a713219deb55) oder auch den Artikel „Masse statt Klasse“ aus der Wirtschaftswoche vom 26. Januar 2009(http://www.wiwo.de/finanzen/falschberatung-bei-anlegeranwaelten-384710).
Darüber hinaus sind wir höchst verwundert über den Umgang mit den Informationen, die wir im Zuge der Presseanfrage an Ihre Kollegin Sonja Pölig gegeben haben. Darin enthalten waren unter anderem die Hinweise auf Studien, die für Immobilien- und Schiffsbeteiligungen der vergangenen 11 bis 37 Jahre belegt haben, dass mit 92 bzw. 97 Prozent der weit überwiegende Teil der aufgelegten Fonds seinen Anlegern Gewinne eingebracht haben, und zwar zwischen 6,8 und 9,7 Prozent. Das wird aber mit keinem Wort erwähnt. Es passte scheinbar nicht in das vorgefertigte Konzept für diesen Beitrag.
Stattdessen darf Herr Mattil ohne jede weitere Einordnung sagen, dass höchstens einer von 100 oder 500 geschlossenen Fonds ein seriöses Produkt wäre. Fakt ist: Zum 31.12.2010 waren exakt 1.859.908 Anleger in geschlossene Fonds investiert. Die 4.000 Anleger, die Herr Mattil als von geschlossenen Fonds geschädigte Mandanten seiner Kanzlei aufruft, sind also gerade einmal 0,2 Prozent davon. Wir wollen damit keinesfalls das persönliche Erleben der einzelnen Betroffenen in Abrede stellen, das ist zweifelsohne ernst zu nehmen. Es geht uns aber um den Nachweis, dass es sich bei wirtschaftlich nicht laufenden geschlossenen Fonds eben keinesfalls um die Regel handelt, sondern um die Ausnahme. Und das kann das hier dargestellte Verhältnis aus investierten und klagenden Anlegern sehr wohl belegen.
In unserem Hause ist der Eindruck entstanden, dass der Redaktion von Plusminus absolut nicht an einer seriösen und ausgewogenen Darstellung gelegen war. Stattdessen dominierte eine einseitige und eindeutig tendenziöse Art der Berichterstattung. Wir sind der Meinung, dass diese Art pauschalisierender und verzerrender Darstellung in keiner Weise hilfreich ist, auch nicht für (betroffene) Anleger.
Schon mit dem kleinsten Rechercheaufwand via Google hätte sich schnell herausfinden lassen, dass Aktien- und andere Investments keineswegs pauschal keine Verluste produzieren (siehe http://www.welt.de/finanzen/article13543151/Sparer-koennen-sich-auf-nichts-mehr-verlassen.html und http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/
0,1518,745733,00.html)
Was fehlt, ist eine Berichterstattung, die Anlegern statt gedankenlos wiederholter Vorurteile das nötige Wissen vermittelt, mit dem sie sich aufgeklärt und eigenverantwortlich um ihre Geldangelegenheiten kümmern können. Das käme nach unserer Auffassung dem Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Medien weitaus näher als ein Beitrag, der einseitig einzelnen Interessenlagen ein Forum gibt.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift Eric Romba)
Rechtsanwalt
Eric Romba
Hauptgeschäftsführer
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