Die Bilanz der Profi Select Coriolanus GmbH für das Geschäftsjahr 2022 zeigt einige kritische Punkte, die aus der Perspektive eines Anlegers Anlass zur Sorge geben könnten. Im Folgenden eine detaillierte Analyse:
1. Eigenkapitalsituation
- Kein Eigenkapital: Die Bilanz weist ein Eigenkapital von 0,00 EUR aus, was ein deutlicher Hinweis auf finanzielle Probleme ist. Das gezeichnete Kapital von 100.000 EUR wird durch den Bilanzverlust von 216.678,90 EUR vollständig aufgebraucht, sodass ein nicht gedeckter Fehlbetrag von 116.678,90 EUR entsteht.
- Negativer Verlustvortrag: Der Verlustvortrag hat sich sogar verschlechtert, was auf anhaltende Schwierigkeiten bei der Erwirtschaftung von Gewinnen hinweist. Die Gesellschaft hat es offensichtlich nicht geschafft, den Verlust aus dem Vorjahr auszugleichen, und die Situation hat sich verschlimmert.
2. Anstieg der Rückstellungen
- Deutlicher Anstieg der Rückstellungen: Die Rückstellungen haben sich von 13.100 EUR auf 147.269,60 EUR erhöht. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen in diesem Jahr mit deutlich mehr ungewissen Verbindlichkeiten oder Risiken konfrontiert ist. Ein solcher Anstieg kann aus anstehenden rechtlichen Problemen, erwarteten Steuernachzahlungen oder anderen Verpflichtungen resultieren, was für potenzielle Investoren ein Warnsignal ist.
3. Hohe Verbindlichkeiten
- Fast die gesamte Bilanzsumme sind Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 1.892.130,86 EUR, was etwa 93% der Bilanzsumme ausmacht. Dies bedeutet, dass das Unternehmen stark fremdfinanziert ist und nur wenig Spielraum für zusätzliche Verschuldung hat.
- Kurze Fristigkeit der Verbindlichkeiten: Alle Verbindlichkeiten haben eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr, was auf eine potenziell kritische Liquiditätssituation hindeutet. Die Firma wird im nächsten Jahr eine erhebliche Summe refinanzieren oder zurückzahlen müssen, was angesichts der negativen Eigenkapitalsituation und der geringen Liquiditätsreserve problematisch sein könnte.
- Hohe Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern: Mit 306.089,55 EUR bestehen erhebliche Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern. Dies könnte darauf hindeuten, dass Gesellschafter dem Unternehmen finanzielle Unterstützung gewährt haben, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken – ein weiteres Anzeichen für finanzielle Instabilität.
4. Entwicklung des Anlage- und Umlaufvermögens
- Anstieg des Anlagevermögens: Das Anlagevermögen hat sich signifikant von 93.627,50 EUR auf 241.618,00 EUR erhöht, vor allem durch die Zunahme der Sachanlagen. Dies könnte auf Investitionen hinweisen, jedoch ist fraglich, ob diese in der aktuellen finanziellen Lage sinnvoll oder notwendig waren, insbesondere da das Unternehmen insgesamt Verluste schreibt.
- Rückgang des Umlaufvermögens: Das Umlaufvermögen ist von 2.356.974,45 EUR auf 1.667.429,74 EUR gesunken. Besonders die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind stark zurückgegangen, was auf Liquiditätsprobleme hindeuten könnte, da weniger kurzfristig verfügbare Mittel vorhanden sind. Der Anstieg der liquiden Mittel von 30.887 EUR auf 200.394,35 EUR ist zwar positiv, reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die hohen Verbindlichkeiten zu decken.
5. Rechnungsabgrenzungsposten
- Die Rechnungsabgrenzungsposten sind von 20.767,32 EUR auf 13.673,82 EUR gesunken. Während dies im Vergleich zu den anderen Posten nicht besonders gravierend ist, zeigt es eine Verringerung der Vorauszahlungen oder noch nicht erfassten Ausgaben, was auf eine striktere Liquiditätskontrolle hindeuten könnte.
6. Gesamteinschätzung
- Hohes finanzielles Risiko: Aus Anlegersicht stellt die finanzielle Lage der Profi Select Coriolanus GmbH ein erhebliches Risiko dar. Die Tatsache, dass kein Eigenkapital vorhanden ist und ein erheblicher Verlustvortrag besteht, deutet darauf hin, dass das Unternehmen finanziell sehr angeschlagen ist.
- Geringe Liquiditätsreserve bei hohen Verbindlichkeiten: Die Liquiditätssituation ist angespannt, da ein Großteil der Verbindlichkeiten kurzfristig fällig ist. Die vorhandenen liquiden Mittel reichen nicht aus, um diese kurzfristigen Verpflichtungen zu decken, was potenziell zu Zahlungsunfähigkeit führen könnte.
- Notwendigkeit zur Restrukturierung: Um die finanzielle Situation zu stabilisieren, wären Maßnahmen wie eine Kapitalerhöhung, Schuldenumstrukturierung oder eine drastische Reduktion der Kosten erforderlich. Ohne solche Maßnahmen ist es unwahrscheinlich, dass sich die finanzielle Lage kurzfristig verbessern wird.
Fazit
Aus der Sicht eines potenziellen Anlegers ist die Profi Select Coriolanus GmbH derzeit keine attraktive Investitionsmöglichkeit. Die Bilanz weist auf erhebliche finanzielle Probleme hin, die kurzfristig nicht gelöst werden können, ohne dass das Unternehmen substanzielle Maßnahmen zur Restrukturierung ergreift. Anleger sollten sich des hohen Risikos bewusst sein und die weitere Entwicklung des Unternehmens kritisch beobachten.
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