Ich komme beruflich aus der Immobilienbranche und habe dort alles mitgemacht, was man sich nur vorstellen kann. Ich maße mir daher an, zu sagen und einzuschätzen, wie dramatisch die Situation für den einen oder anderen Immobilienerwerber noch werden kann. Nicht umsonst schreibe ich in meiner Überschrift, dass es um Existenzen geht. Gerne möchte ich dazu aber auch ein paar Ausführungen machen.
Immobilienkäufer der Project Gruppe haben einen Kaufvertrag für eine Immobilie abgeschlossen. Dieser Kaufvertrag definiert den Kaufpreis, die Bauausführung über die Baubeschreibung und auch die Fertigstellung. Natürlich ist der Wohnungskäufer in Deutschland durch die sogenannte MABV, Makler- und Bauträgerverordnung, gut geschützt. Diese besagt, dass der Kunde immer nur für die Leistung bezahlen muss, die das Unternehmen auch schon erbracht hat. Eigentlich eine super Sache, und hier liegt die Betonung auf „eigentlich“.
Jetzt haben wir eine veränderte Situation: der Bauträger, der die vertraglichen Zusagen gemacht hat, ist in Insolvenz. Um ehrlich zu sein, ist die bisherige vertragliche Absprache in der aktuellen Lage nur ein Stück Papier ohne Wert. Denn angenommen, es würde eine Nachfolgegesellschaft geben, dann kann diese nicht für den ursprünglich vereinbarten Preis das Objekt fertigstellen. Das heißt, der Kunde, der die Wohnung gekauft hat, muss möglicherweise nachfinanzieren. Nun sind wir alle nicht auf der „Brennsuppe dahergeschwommen“. Wir wissen natürlich, dass sich die Preissituation am Markt drastisch verändert hat, und zwar nach oben. Zudem haben wir heute eine andere Zinssituation am Markt und veränderte Haushaltseinkommen. Die Lebenshaltungskosten haben sich extrem verteuert, das heißt, das verfügbare Einkommen für eine Finanzierung ist möglicherweise nicht mehr vorhanden. Was soll dieser Käufer bitte tun?
Zudem haben wir heute die Anforderung höherer Eigenmittel an die Banken. Das bedeutet, sie wollen mehr Sicherheit, um das eigene Risiko zu minimieren. Nachvollziehbar, aber für den Käufer einer Wohnung mit möglicherweise dramatischen Auswirkungen. Das ist Fakt, meine Damen und Herren von Schultze Braun.
Die Insolvenz haben wir, auch das ist ein Fakt, aber was mir fehlt, ist eine Taskforce von erfahrenen Immobilienunternehmern/Immobilienfachleute, die all das kennen und möglicherweise mit Lösungen aufwarten können. Nicht rechtlichen Lösungen, sondern pragmatischen Lösungen, die helfen, nennen wir es beim Wort, Privatinsolvenzen zu vermeiden. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, und dafür lohnt es sich, eine solche Taskforce ins Leben zu rufen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder einzelne Wohnungserwerber bereit ist, dafür einen kleinen Obolus zu bezahlen, um genau das zu ermöglichen. Hier macht es die Masse, und nach meinen Informationen reden wir hier von bis zu 1800 Wohnungskäufern. Das sind 1800 mögliche Schicksale, und mit Verlaub, die gehen mir nicht am Arsch vorbei.
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