Propalästinensische Proteste an Universitäten in den USA, die sich anschließend auch auf Europa ausweiteten, sind anscheinend eine völlig unerwartete Entwicklung. Anfangs beschränkten sich diese Proteste auf Forderungen an die Columbia University in New York, sich von Unternehmen zu distanzieren, die Verbindungen nach Israel haben. Seitdem breiteten sie sich aus wie ein Lauffeuer und führten sogar zu zahlreichen Festnahmen. Denn offensichtlich ist die angemessene Reaktion auf friedliche Forderungen nach Unternehmensverantwortung der Einsatz von Polizeikräften und das Verbot von Demonstrationen, wie man in Deutschland beobachten konnte.
Die Polizei in Kalifornien musste mehr als 90 Studierende festnehmen, weil sie es gewagt hatten, Hausfriedensbruch zu begehen, indem sie propalästinensische Parolen riefen – ein klarer Fall von bedrohlichem Verhalten, das sofort unterbunden werden muss. Glücklicherweise bleibt der Campus für Außenstehende geschlossen, denn sicher ist sicher, nicht wahr? Derweil haben republikanische Politiker den brillanten Vorschlag gemacht, die Nationalgarde einzusetzen, sollte das bisschen freie Meinungsäußerung nicht schnell genug unter Kontrolle gebracht werden können.
In Frankreich und Berlin sind die Studierenden ebenfalls unvernünftig genug, ihre Meinung äußern zu wollen und sogar zu fordern, dass ihre Universitäten Israels Politik kritisieren. Ein klarer Fall von Unruhestiftung, der natürlich sofort unterbunden wurde. Der Direktor der Sciences Po in Paris und die Berliner Polizei mussten rasch handeln, um sicherzustellen, dass derlei gefährliche Ideen nicht weiter verbreitet werden. Denn wie wir alle wissen, ist die beste Art, mit unerwünschten Meinungen umzugehen, sie zu verbieten und zu unterdrücken.
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