Ermittler werfen von Holst Betrug vor. Die USA haben den Anlagehai Rainer von Holst ausgeliefert; er sitzt in Deutschland in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat ihn wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs und Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt. Finanztest hatte unter anderem vor Firmenwelten aus seinem Netzwerk gewarnt. Von Holsts Verteidiger nahm gegenüber Finanztest inhaltlich keine Stellung zu den Vorwürfen. Der Prozess dürfte Anfang 2023 beginnen.
u Beginn des Prozesses um einem millionenschweren Anlagebetrug hat der 67 Jahre alte Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Mann muss sich seit Mittwoch vor dem Augsburger Landgericht verantworten, weil er reihenweise Kleinanleger aus ganz Deutschland um deren Ersparnisse gebracht haben soll. Manche Opfer sollen dadurch ihre gesamte Altersvorsorge verloren haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Gesamtschaden von rund neun Millionen Euro aus.
Laut Anklage hatte der Mann ein undurchsichtiges Firmengeflecht mit zahlreichen einzelnen Unternehmen aufgebaut. Mit Hilfe dieser Betriebe und konstruierten Geschäftsmodellen rund um die sogenannte Firmenwelten AG in Bielefeld soll der 67-Jährige seine Opfer mit dem Versprechen auf 15 Prozent Zinsen pro Jahr geködert haben.
So soll er vorgetäuscht haben, eine neue Stromspartechnologie zu vertreiben und dafür zahlreiche Kunden zu haben. In einem anderen Komplex ging es um den angeblichen Aufbau einer Metzgereikette in mehreren Bundesländern. In Augsburg hatte er unter seinem eigenen Namen ein angebliches Bankhaus gegründet, für das er Teilhaber suchte. Das Bankhaus warb damit, in Nordamerika in die Aufzucht und Vermarktung von Bisons zu investieren. Die Staatsanwälte haben die Vorwürfe in der Anklageschrift auf mehr als 180 Seiten aufgelistet.
Der 67-Jährige räumte ein, die Anleger in der Niedrigzinsphase mit der Aussicht auf hohe Zinsen geködert zu haben. In einer Erklärung des Angeklagten, die sein Verteidiger vortrug, gab er alle Anklagepunkte umfassend zu. Er habe den Menschen «utopische jährliche Renditen» versprochen. Das erbeutete Geld habe er binnen eines Jahrzehnts für sein «luxuriöses Leben» ausgegeben. Daher sei nichts mehr übrig. Der Angeklagte sagte, dass er sich bei den geprellten Kunden, die er oft gar nicht kenne, entschuldigen wolle.
Der Mann war mehrere Jahre auf der Flucht vor den deutschen Ermittlern. Er hatte lange in den USA gelebt, wo er im März 2022 festgenommen und dann an die Bundesrepublik ausgeliefert wurde. Seine drei Kinder, die ihrem Vater bei den Geschäften geholfen hatten, sowie der frühere Vertriebschef sind bereits in Augsburg rechtskräftig verurteilt worden. Auch sie hatten Geständnisse abgelegt. Drei dieser Angeklagten bekamen schon 2019 Haftstrafen zwischen knapp drei und knapp vier Jahren, eine Tochter des Mannes erhielt eine Bewährungsstrafe.
Vor dem neuen Prozess gab es bereits Gespräche zwischen den Anwälten des 67-Jährigen, der Staatsanwaltschaft und den Richtern, um ein mögliches Strafmaß abzusprechen. Demnach möchten die Verteidiger eine Gefängnisstrafe von etwa fünf Jahren erreichen, den Staatsanwälten schwebt eher eine Haftstrafe in der Größe von rund sieben Jahren vor. Für den Prozess sind fast 30 Verhandlungstage bis Ende Juli geplant.