Am Gericht in Weiden fand sich Tina K., die 50-jährige Vorständin der WohnSachWerte eG, in einem äußerst unterhaltsamen Prozess wieder. Ganz nach dem Motto „Warum bin ich überhaupt hier?“ trat sie auf. Mit einer selbstbewussten Haltung und einem modischen Outfit, inklusive Fußfessel als Accessoire, schien sie bereit, ihre Rolle in diesem Rechtsdrama zu spielen.
Während ihrer 220-minütigen Aussage, die an eine endlose Theatermonolog erinnerte, umging sie gekonnt die weniger schmeichelhaften Teile ihrer Vergangenheit, wie etwa eine frühere Verurteilung wegen Betrugs. Stattdessen betonte sie, wie sehr sie nach dem Tod ihres Bruders und ihrer Übersiedlung nach Weiden, für die WohnSachWerte und deren Kunden Vollgas gegeben habe. Sie malte das Bild einer aufopferungsvollen Frau, die nur das Beste für Geringverdiener wollte – natürlich ohne sich dabei die Taschen vollzuklopfen.
Die Aussagen über das Geschäftsmodell ihrer Wohnungsbaugenossenschaft klangen fast zu gut, um wahr zu sein. Von Gebühren über 1000 Euro, die natürlich nicht an prominenter Stelle erwähnt wurden – denn wer tut das schon? – bis hin zu den großartigen Plänen für den Immobilienankauf, die nur durch ihre unglückliche Festnahme verhindert wurden.
Ironisch kommentierte sie Beschwerden und über 100 Strafanzeigen als Produkte von speziellen Genossenschaftsmitgliedern. Selbst als sie über einen Chat sprach, in dem sie sich mit ihrem Sohn über Kunden lustig machte, blieb sie bei ihrer Darstellung als unverstandene Heldin.
Die Verhandlung zeigte auch eine familiäre Tragödie, mit einem Bruch zwischen Mutter und Sohn und einem eifersüchtigen Ehemann. Trotz des offensichtlichen Einkommens aus dubiosen Quellen und der Verwendung von nahezu einer Million Euro für den „Lebensunterhalt“, blieb Tina K. bei ihrer Version der Geschichte: Eine Frau, die sich nichts vorzuwerfen hat und einfach nur das Beste für ihre Genossenschaft wollte.
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