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Rammstein

geralt (CC0), Pixabay
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In Österreich sind auch Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann aufgekommen. Überraschenderweise richtet sich ein Teil der Fangemeinschaft jedoch nicht gegen die Band, sondern gegen die Frauen, die öffentlich über ihre Erfahrungen sprechen. Die Psychologin Beate Wimmer-Puchinger erklärt, dass persönliche Gründe, aber auch die Prominenz der Band und die Bagatellisierung sexueller Gewalt eine Rolle hinter diesem Verhalten spielen.

Beim ersten der beiden Rammstein-Konzerte in Wien im Ernst-Happel-Stadion gab es Proteste. Die NGO „#aufstehn“ organisierte eine Kundgebung unter dem Motto „Keine Bühne für mutmaßliche Täter“, an der laut Veranstaltungsteam etwa 1.800 Personen teilnahmen, während die Polizei von über 400 Teilnehmenden sprach. Leider kam es am Rande der Demonstration zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Fans. Nach dem Konzert eskalierte die Situation, als ein ORF-Kamerateam und Musikreporter Ziel von teils antisemitischen Beschimpfungen und körperlichen Attacken wurden.

Die anhaltenden Proteste gegen Rammstein resultieren aus Vorwürfen sexueller Gewalt, die hauptsächlich gegen Sänger Till Lindemann gerichtet sind, aber zuletzt auch gegen Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt im Fall von Lindemann. Eine Betroffene in Österreich meldete sich gegenüber dem ORF und beschrieb eine gewalttätige Handlung seitens Lindemanns während der „Stadium Tour“ von Rammstein im Jahr 2019, die gegen ihren Willen geschah. Till Lindemann und sein Anwaltsteam weisen die Anschuldigungen zurück, und für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Obwohl einige ehemalige Rammstein-Fans in Wien und anderen Städten den Konzerten fernblieben oder sich den Protesten anschlossen, stehen große Teile der Fangemeinde weiterhin hinter der Band. Die betroffenen Frauen, die ihre Erlebnisse öffentlich machten, sehen sich jedoch in sozialen Netzwerken mit Beschimpfungen und Todesdrohungen konfrontiert. Psychologin Beate Wimmer-Puchinger erklärt, dass das Eingeständnis eines möglichen Irrtums in Bezug auf ein Idol ein schwieriger Prozess sei, der von der Fangemeinschaft verstärkt verteidigt werde. Viele neigen dazu, das Verhalten ihrer Idole zu bagatellisieren oder zu entschuldigen, anstatt sich einen Irrtum einzugestehen.

Besonders in sozialen Netzwerken werden eigene Haltungen proaktiv verteidigt, was aus Sicht der Psychologin den fragwürdigen Umgang der Gesellschaft mit sexueller Gewalt verdeutlicht. Betroffenen Frauen wird oft vorgeworfen, durch ihr Verhalten selbst zu Opfern geworden zu sein. Diese Schuldumkehr zeigt, dass sexuelle Gewalt in der Gesellschaft oft nicht angemessen als kriminell und zerstörerisch anerkannt wird. Der Faktor Prominenz spielt auch eine Rolle, da Prominente oft geschützt werden und andere Maßstäbe angelegt werden, was dazu führen kann, dass gewisse Handlungen von ihnen bagatellisiert werden. Die geringe Zahl von Verurteilungen für Sexualstraftaten zeigt, dass Frauen oft zögern, solche Verbrechen anzuzeigen, aus Angst, nicht geglaubt zu werden.
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