Es war einmal in Leipzig, der heimlichen Hauptstadt des Déjà-vu, wo Stühle vor Türen gestellt werden und plötzlich wieder zurückrollen – wie von Zauberhand. So geschehen Anfang 2024: Anja Jackes, ihres Zeichens Leiterin des Kulturamts, wurde mit viel Tamtam und einer Akte, die länger ist als die Wartezeiten bei den städtischen Behörden, aus dem Amt bugsiert. Doch siehe da, die Justitia hatte andere Pläne. Frau Jackes klagte, und Leipzig verlor – auf ganzer Linie. Damit lautet das finale Urteil: „Die Stadt hat sich kräftig vergaloppiert, jetzt bitte zurück in die Box!“
Doch nicht nur das: Die Arbeitsrichter forderten die Stadt auch noch auf, belastende Einträge in Frau Jackes‘ Personalakte zu löschen. Vielleicht hätte man einfach gleich den „Delete“-Knopf drücken sollen, bevor man fünf Abmahnungen und eine Kündigung losschickt. Aber nein, hier wird akribisch gearbeitet – wie immer im Leipziger Rathaus.
Die Frage des Tages: Hat Leipzigs Kulturbürgermeisterin den Überblick verloren?
Skadi Jennicke, ihres Zeichens Chefin über das brodelnde Kulturdezernat, hatte die Kündigung von Frau Jackes wohl wochenlang vorbereitet – mit Ermahnungen, Kritik und so vielen Aktenvermerken, dass man fast glauben könnte, sie hatte einen Autorenvertrag für eine Soap-Opera. Leider hat der Plot nicht gezündet. Vielleicht lag es daran, dass die Autorin nicht bedacht hat, dass Arbeitsgerichte nicht nach Dramenlogik, sondern nach Gesetzesbüchern urteilen. Oder war es einfach zu ambitioniert, gleich zwei Kündigungen im Abstand von wenigen Wochen zu versuchen? Multitasking ist eben nicht jedermanns Sache.
Die Rechnung für dieses Theaterstück zahlt nun die Stadt – und damit die Leipzigerinnen und Leipziger. Man kann fast hoffen, dass demnächst im Kulturamt ein Theaterstück inszeniert wird: „Fünf Abmahnungen und ein Kündigungsversuch“, eine Tragikomödie in drei Akten.
Personelles Bäumchen-wechsle-dich: Der Alltag im Kulturdezernat
Doch Jackes‘ Rückkehr ist nur der neueste Akt im Leipziger Kulturdurcheinander. Die Trennung von Opern-Intendant Tobias Wolff nach nur zwei Jahren, das Chaos im Schauspielhaus oder die endlose Schlammschlacht um die Wahl des Thomaskantors Andreas Reize – das Kulturdezernat hat in den letzten Jahren mehr Drama geliefert als Netflix. Ein Highlight war sicherlich auch der Postenwechsel im Theater der Jungen Welt, wo inzwischen die Stellen schneller rotieren als die Drehbühne der Oper.
Wenn das Leipziger Kulturdezernat ein Orchester wäre, könnte man sagen: Der Taktstock wird viel geschwungen, aber die Musiker rennen ständig davon.
Und jetzt zur entscheidenden Frage:
Liebe Mitglieder des Stadtrats, wäre es nicht an der Zeit, die Bühne frei zu machen – für eine neue Regie? Skadi Jennicke mag eine passionierte Spielerin auf dem Feld der Personalpolitik sein, aber wenn die Mannschaft ständig das Handtuch wirft oder sich erfolgreich zurückklagt, sollten wir uns vielleicht fragen: Gehört die Kulturbürgermeisterin selbst nicht längst ins Rampenlicht der Kritik?
Während Frau Jackes ihren Platz zurückerobert hat, steht die Kulturbürgermeisterin in den Startlöchern für den nächsten Akt des Leipziger Kulturchaos. Ob das Publikum irgendwann den Saal verlässt? Das bleibt abzuwarten. Aber vielleicht sollten wir schon einmal einen Stuhl vor die Rathaustür stellen – sicherheitshalber.
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