Die reconcept 06 Windpark Jeggeleben GmbH & Co. KG hat ihren Jahresabschluss und Lagebericht für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Hier eine Analyse aus der Sicht eines potenziellen oder bestehenden Anlegers:
1. Finanzielle Lage
Umsatzerlöse: Die Umsatzerlöse haben sich gegenüber dem Vorjahr erheblich verbessert und stiegen um 83 % auf rund 1,9 Millionen Euro. Diese Steigerung wurde hauptsächlich durch gestiegene Strommarktpreise erreicht. Dies deutet auf eine positive Entwicklung hin, insbesondere angesichts der volatilen Energiepreise.
Jahresüberschuss: Der Jahresüberschuss beträgt 585.643 Euro, was eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorjahresüberschuss von nur 85.958 Euro darstellt. Dies zeigt eine starke Ertragslage, wobei der positive Effekt der hohen Strompreise deutlich wird.
Eigenkapitalquote: Mit einer Eigenkapitalquote von rund 53 % weist die Gesellschaft eine solide finanzielle Basis auf. Dies verringert das Risiko für Investoren, da das Unternehmen finanziell stabiler aufgestellt ist und über eine gesunde Eigenkapitalstruktur verfügt.
Verbindlichkeiten: Es gibt erhebliche Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von rund 3,89 Millionen Euro, die jedoch durch die Windenergieanlagen besichert sind. Die Tilgung dieses Kredits läuft bis 2032, was eine langfristige finanzielle Verpflichtung darstellt.
2. Betriebliche Lage
Anlagenleistung und Verfügbarkeit: Die technische Verfügbarkeit der Windenergieanlagen lag im Geschäftsjahr 2022 bei nahezu 100 %, was die Zuverlässigkeit der Anlagen unterstreicht. Dies ist ein wichtiger Faktor, da hohe Verfügbarkeiten direkte Auswirkungen auf die Stromerzeugung und damit die Einnahmen haben.
Windbedingungen: Das Jahr 2022 war erneut ein leicht unterdurchschnittliches Windjahr, was zu einer geringeren Stromproduktion von 11.566 MWh führte, verglichen mit dem Planwert von 13.098 MWh. Für Anleger bedeutet dies, dass das Unternehmen empfindlich auf Schwankungen im Windaufkommen reagiert, was ein inhärentes Risiko bei Windparkbeteiligungen darstellt.
3. Ertragslage
Strompreise: Trotz der leicht unterdurchschnittlichen Windverhältnisse konnte die Gesellschaft dank der hohen Strompreise ihre Umsatzziele übertreffen. Dies unterstreicht die starke Abhängigkeit von externen Faktoren wie den Strommarktpreisen. Positiv ist, dass die Strompreise für das Jahr 2023 bereits durch feste Preisvereinbarungen abgesichert sind.
Kostenstruktur: Die wesentlichen Aufwendungen für das Unternehmen waren die Abschreibungen auf die Anlagen (ca. 885.000 Euro) sowie betriebliche Aufwendungen (ca. 373.000 Euro). Diese Kosten sind planmäßig und im Rahmen der Erwartungen.
4. Risikofaktoren
Windaufkommen: Der größte Risikofaktor ist das Windaufkommen. Wenn die Windverhältnisse weiterhin unter den Planwerten bleiben, wird dies die Stromproduktion und damit die Einnahmen negativ beeinflussen. Dies stellt ein wesentliches Risiko für die Ertragslage des Unternehmens dar.
Regulatorische Risiken: Es gibt potenzielle regulatorische Risiken, wie die Abschöpfung von Zufallsgewinnen durch die Strompreisbremse, die sich bereits im Dezember 2022 ausgewirkt hat. Auch Umwelt- oder Schutzvorschriften könnten den Betrieb der Windenergieanlagen einschränken.
Marktpreisvolatilität: Obwohl der Windpark von den hohen Strompreisen profitiert hat, bleibt die Abhängigkeit von der Volatilität des Strommarkts ein Risikofaktor. Zukünftige Strompreisrückgänge könnten die Ertragslage verschlechtern.
5. Prognose
Für das Jahr 2023 erwartet das Unternehmen Umsätze auf dem Niveau von 2022. Dies ist angesichts der relativ stabilen Strommarktbedingungen und der Strompreisvereinbarungen eine positive Prognose. Allerdings hängt das Erreichen der Ziele stark von den Windverhältnissen im zweiten Halbjahr 2023 ab.
6. Fazit aus Anlegersicht
Chancen: Hohe Strompreise und eine stabile Verfügbarkeit der Anlagen bieten weiterhin gute Renditechancen. Die solide Eigenkapitalquote und der Jahresüberschuss von 2022 zeigen, dass das Unternehmen in der Lage ist, stabile Erträge zu erwirtschaften.
Risiken: Die Ertragslage bleibt empfindlich gegenüber Windaufkommen und Marktpreisvolatilität. Auch regulatorische Eingriffe und technische Störungen könnten die Erträge belasten. Langfristig bestehen Risiken durch mögliche Änderungen in der Förderpolitik und externen Faktoren wie dem Klimawandel, die das Windaufkommen beeinflussen könnten.
Aus Anlegersicht ist die reconcept 06 Windpark Jeggeleben GmbH & Co. KG eine potenziell attraktive Anlage, aber mit den typischen Risiken, die mit Windenergieprojekten verbunden sind. Eine genaue Überwachung der Windverhältnisse und Strommarktentwicklungen ist entscheidend, um die langfristige Rentabilität dieser Beteiligung zu beurteilen.
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