Angesichts rasant steigender Reispreise hat die japanische Regierung begonnen, Teile ihrer strategischen Notreserven freizugeben. Der Schritt soll die Versorgung stabilisieren und Verbraucher entlasten – denn Reis ist in Japan nicht nur ein Grundnahrungsmittel, sondern auch ein kulturell tief verankerter Bestandteil des Alltags.
Laut Angaben des japanischen Landwirtschaftsministeriums wurden im März bereits 150.000 Tonnen Reis aus dem staatlichen Lagerbestand versteigert. Insgesamt sollen rund 210.000 Tonnen – mehr als ein Fünftel der nationalen Notreserven – auf den Markt gebracht werden. Erste Bestände sind inzwischen in Supermärkten erhältlich, etwa in Filialen der Discounterkette Trial Holdings auf der südlichen Insel Kyushu.
Der Schritt ist Teil einer Reaktion auf die seit Jahren anhaltenden Lieferprobleme durch Klimawandel, Hitzewellen, Taifune und Erdbeben, die immer wieder zu Ernteausfällen und Panikkäufen führen. Der Preis für einen 60-Kilogramm-Sack Reis ist im vergangenen Jahr auf rund 160 US-Dollar gestiegen – ein Anstieg von 55 % gegenüber 2023.
„Die Preise sind derzeit außergewöhnlich hoch“, erklärte Agrarminister Taku Eto. Er rief die Bevölkerung jedoch zur Ruhe auf: „Es gibt genug Reis – er ist nur noch nicht überall angekommen.“
Die Vorratspolitik hat in Japan Tradition: Die Regierung baute nach einer Erntekrise im Jahr 1993 strategische Reserven auf und griff bereits nach den Katastrophen von Fukushima 2011 und dem Kumamoto-Erdbeben 2016 darauf zurück.
Trotz des Angebots zeigen sich viele Verbraucher skeptisch. Einige vermuten, dass es sich bei dem versteigerten Reis um ältere Lagerware handelt.
„Ich kaufe den nicht – ich habe gehört, dass es alter Reis ist“, sagte die 69-jährige Hausfrau Emi Uchibori gegenüber CNN.
Andere wie Yuko Takiguchi (53) betonten, dass Reis für ihre Familie unverzichtbar sei – gerade für die Bento-Boxen ihrer Schulkinder. Dennoch wolle sie nur zugreifen, wenn der Preis spürbar sinke.
Kommentar hinterlassen