Wenn Sie es mit Ihren Kindern halten, ist Geld und Besitz kein Thema, sondern Nutzen und Lebensqualität. Das war doch mal anders mit den Zielen: Arbeite und spare!
Es gibt Magazine, die empfehlen die Planung für die Altersversorgung hintan zu stellen und besser auf einen qualifizierten Freundeskreis zu achten. Verfolgen wir die Vorstellungen der Unternehmen aus Silikon Valley (Alphabet-Google, Amazon, Apple, u. a.) sollen wir bald ein bedingungsloses Grundeinkommen und das Anrecht auf frei nutzbaren Wohnraum erhalten. Mitarbeiter der genannten Unternehmen können gern am Arbeitsplatz wohnen. Facebook schafft dafür eine eigene Welt. Bleibt das unsere?
Wir sollten den Wunsch haben, uns im Alter mit einer Million (oder Kapitalkraft daraus) zur Ruhe setzen zu können und haben weniger die Qual der Wahl, sondern die Wahl der Qual. Wenn Sie als Leser /in wirtschaftlich erfolgreich heiraten oder ordentlich erben, brauchen Sie (lt. EU) – wie aktuell 11% der deutschen Arbeitnehmer /innen oberhalb 65´- nur bis zum 74. Lebensjahr zu arbeiten und zu sparen. Wenn Sie mit dem Verfasser die Hoffnung haben mit den ersten Versuchen zum Ziel zu kommen, sollten Sie argwöhnisch werden, wenn es bis zum 40., 50.,… Geburtstag nicht klappt, Dann können Sie das Ruder herumreißen und auf Arbeit und Sparsamkeit setzen und mit finanziellen Nachbesserungen – doch Erfolg haben!
Wer im Jahr 120.000 Euro (oder mehr) verdient, zählt zur Minderheit der 10% Vermögenden. Nach Abzug der Sozialabgaben und Steuern bleiben etwa 5300 Euro pro Monat übrig. Wieviel muss davon in die Spardose, um in 27 Jahren ein Vermögen zu besitzen, das ein auskömmliches Altern ermöglicht?
Die Monatsrate muss über 1.500 Euro liegen, was etwa 30 Prozent des Nettogehaltes entspricht. Das könnten kinderlose und zur Miete wohnende Akademiker stemmen, wenn sie unterstellen, dass es auf den Inhalt der Spardose – bei privaten Rentenversicherern – noch eine Verzinsung von ca. 5% p. a. obenauf gibt. Das war in den letzten Jahrzehnten immer so – manchmal mehr! Wenn das Geld in einer fondsgebundenen Rentenversicherung wachsen soll, leben die Versicherungsnehmer in einer Illusion. Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken fordert ihren Tribut – frei nach Wilhelm Busch: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!
Fondsgebundene Rentenpolicen sind Wertpapiersparpläne im Mantel von Versicherungen, die hauptsächlich in Geldwerten anlegen. Bei einer Verzinsung von 5 Prozent pro Jahr führen 324 Raten à 1500 Euro nach 27 Jahren zu einem Endguthaben von 1.007.000 Euro. Jede Prämie enthält eine Provision von ca. 5 Prozent und die Kosten der Versicherung – meist weitere 5 Prozent! In den Spartopf fließen effektiv ca. 1.350 Euro. Der monatliche Schwund von 10 Prozent kürzt die Rendite auf 4,3 Prozent und den Endwert auf 906.000 Euro.
Mit jährlichen Verwaltungskosten sinkt die jährliche Verzinsung auf 2,8 Prozent, der Endwert auf mindestens 721.000 Euro. Am Ende der Laufzeit wird der halbe Gewinn der Policen der persönlichen Besteuerung unterworfen. Bei eingezahlten 486.000 Euro steigt das steuerpflichtige Einkommen im Schlussjahr um ca. 118.000 Euro. Bei einem Steuersatz von 40 Prozent muss der Anleger ca. 60.000 Euro abgeben, so dass nicht mehr als 700.000 Euro übrigbleiben werden (vgl. Looman, V.).
Der Wunsch nach einer Million am Schluss wird nur dann möglich, wenn die jährliche Verzinsung auf mindestens 11 Prozent steigt oder monatliche Raten von 2250 Euro aufgebracht werden. Rentenversicherungen vereinnahmen eben rund ein Drittel der Prämien für Provisionen, Verwaltungskosten und Steuern.
Dem steht die EZB entgegen: Deren Käufe von Wertpapieren überschreiten 2 Billionen Euro – pro Monat werden 60 Milliarden Euro zugekauft. Anlagebeträge werden zum niedrigst-möglichen Zinssatz von NULL Prozent verzinst. Die Inflationsrate bleibt auf mittlere Sicht unter dem Ziel von knapp 2 Prozent. Im Durchschnitt des Euroraums ist die Inflationsrate im Juli 2017 wie im Vormonat bei 1,3 Prozent geblieben. Das treibt die Verzinsung von Rentenversicherungspolicen gar nicht an – auch wenn 2018 Änderungen möglich sind (vgl. Looman, V.).
Was kann Anleger und Sparer veranlassen versteuertes Geld in solche Sparverträge zu stecken? Fehlendes Wissen und mangelhaftes Interesse werden durch die Sprüche provisionshungriger Verkäufer ergänzt. Das Desaster ist nicht zu vermeiden. Meist fällt das dem Bürger dieser Provenienz nicht auf, da solche Verträge in der Mehrheit lange vor dem Ablauf aufgehoben werden – meist, um die Finanzen der am Anfang zitierten Kinder, zunächst ohne Interesse an Arbeit und Geld – ins rechte Lot zu bringen und deren Ausbildung und (hoffentlich) folgenden Arbeitsplatz zu sichern.
Fondspolicen mit Geldwerten sind für die Planung der Altersversorgung nicht geeignet. Wenn es den Lesern um Aktien geht, lassen sich die relevanten Jahrzehnte besser planen:
Die Meinung, dass der Versicherungsmantel Vorteil biete, um Anlagen in Geldwerte und Aktien am Ende der Laufzeit optimal zu besteuern, lässt außer Acht, dass die Kosten der Versicherung den Gewinn vernichten und Einbußen zur Folge haben. Wer mit Hilfe von Aktien Millionär werden will, muss „lupenreine“ Aktien setzen und alle „Kostgänger“ wie Verkäufer, Versicherungen und Verwalter missachten. Das Problem ist typisch deutsch:
Es gibt Gründe, warum Menschen ihr Geld – als Alternative zu Versicherungspolicen – auf dem Tagesgeldkonto aufheben. Wer Erspartes besitzt und nicht weiß, wann er das Geld braucht, schätzt das Tagesgeld mit dem Maximum an Festlegung und Risiko, das er einzugehen bereit ist. Wer grundsätzlich nichts gegen Aktien hat, diese aber im Moment für zu teuer hält, der hebt sich sein Geld auf dem Tagesgeldkonto vielleicht für später auf. Das ist verständlich. Millionen deutsche Tagesgeld-Sparer wird es nicht kaltlassen, dass ihr Geld bei einer Inflation von 1 – 2 Prozent p. a. jeden Monat spürbar an Wert verliert. Wer Geld für einige Zeit entbehren könne, sollte den nicht unmittelbar benötigten Teil des Ersparten in andere Anlageform investieren. Das Trauerspiel der extrem niedrigen Zinsen auf Tagesgeldkonten wird so schnell kein Ende haben (vgl. Siedenbiedel, C.).
Gewünscht werden lineare gleichbleibende Renditen ohne Steuerbelastung. Folglich ist weiterhin zu Arbeit und Sparsamkeit aufzufordern, auch wenn die Kinder solche Botschaften nicht begeisternd finden. Es bleiben individuelle Investitionen in Aktien, die bei den meisten mangels Kenntnissen mit Risiken behaftet sind. Wer an das Wachstum in Mitteleuropa glaubt, kann seine Altersversorgung mit wenig kostenbelastenden ETFs aufbauen. Darüber informieren Internet und Hausbank.
Ach – und der Versicherungsschutz für die Familie und sich selbst?
Auch hier ein deutsches Phänomen! In anderen Staaten gibt es meist keine Kapitalversicherungen. Der hiesige Anleger kann eine Risikopolice abschließen, um das Kapital zu besichern – wenn er nicht einem „Versicherungsvertriebler“ in den Schreibblock fällt, der glaubhaft versichert, dass diese Prämien alle verloren sind – richtig! Kosten und Leistungen haben das so an sich. Für das Backen kleinerer Brötchen sind fondsgebundenen Rentenversicherungen nicht die richtigen Zutaten, weil die geneigten Leser (noch) nicht reich genug sind, um sich deren Kosten leisten zu können!
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