Andreas Rettig, der ehemalige Manager des FC Augsburg und Kritiker des deutschen Fußballs, hat die Rolle des DFB-Geschäftsführers übernommen. Ein Schritt, der viel über die derzeitige Verfassung des DFB und der DFL aussagt. Aber ist Rettig wirklich die rettende Figur, die der Verband dringend braucht, oder nur ein weiteres Glied in einer Kette von Entscheidungsträgern, die bisher wenig bewirkt haben?
Rettig wird häufig für seine „klare Haltung“ gelobt. Doch während er bei Augsburg und der DFL auf wirtschaftlicher Ebene Erfolge vorweisen kann, bleibt abzuwarten, wie er sich in der komplexen Landschaft des DFB zurechtfinden wird. In einer Organisation, die von Skandalen, Vetternwirtschaft und einem Mangel an Transparenz geplagt ist, reicht „klare Haltung“ alleine nicht aus. Es geht um konkrete Aktionen und um konkrete Ergebnisse.
Der Sportliche Erfolg unter seiner Leitung in Augsburg ist beachtlich, ja. Aber die nationalen und internationalen Herausforderungen, vor denen der DFB steht, sind von einem anderen Kaliber. Es reicht nicht aus, die Vereinskasse zu füllen oder das Stadion zu renovieren. Hier geht es um die Zukunft des deutschen Fußballs auf der Weltbühne und um die Förderung einer neuen Generation von Spielern, die international mithalten können.
Rettig selbst hat die Nachwuchsförderung als ein Kernproblem identifiziert, aber er verteidigt paradoxerweise die aktuellen Reformen im Kinder- und Jugendbereich. Das lässt den Eindruck entstehen, dass er zwar die Symptome, aber nicht die Ursachen der Krise versteht. Denn, wie er selbst richtig bemerkt, sind interne „Machtspielchen“ und Eitelkeiten ein großes Hindernis für tiefgreifende Veränderungen.
Während seiner Zeit bei der DFL hat Rettig die 50+1-Regel verteidigt, die Investoren-Ablehnung betont und sich im TV-Gelder-Streit nicht gerade beliebt gemacht. Das zeigt, dass er prinzipienfest sein kann. Aber Prinzipienfestigkeit ist nicht dasselbe wie Effektivität. Sein Streit mit Rudi Völler zeigt zudem, dass er auch eine polarisierende Figur sein kann. Kann er wirklich die verschiedenen Strömungen im deutschen Fußball zusammenführen?
Was den DFB und die DFL brauchen, ist nicht nur eine „klare Haltung“, sondern eine klare Vision und die Fähigkeit, diese umzusetzen. Es bleibt abzuwarten, ob Rettig diese Anforderungen erfüllen kann. Bisher sind seine Leistungen zwar beeindruckend, aber sie bieten keinen garantierten Erfolg in der neuen Rolle. So oder so wird er sich an seinen Taten messen lassen müssen, nicht an seinen Worten.
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