Nach einem Chemiebrand im BioLab-Werk, der das Leben in mehreren Gemeinden in Georgia für Wochen auf den Kopf stellte, plant Rockdale County rechtliche Schritte gegen das Unternehmen einzuleiten. Am frühen Morgen des 29. Septembers geriet eine Produktionsstätte von BioLab in Conyers, etwa 40 Kilometer östlich von Atlanta, in Brand, nachdem ein defekter Sprinklerkopf einen Wasserstrahl freigesetzt hatte, der mit einem wasserreaktiven Chemikalie in Kontakt kam. Dies führte zu einer dichten Rauchwolke, die sich über die Umgebung ausbreitete.
Der Brand wurde zunächst von Feuerwehrleuten eingedämmt, flammte jedoch später wieder auf und verursachte erhebliche Schäden am Gebäude. Trotz aller Bemühungen, das Feuer bis zum Nachmittag zu löschen, kollabierte das Dach der Anlage schließlich. Infolge des Unfalls mussten etwa 17.000 Menschen evakuiert werden, da gefährliche Chlor-Dämpfe freigesetzt wurden. Für 90.000 Bewohner von Rockdale County wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Forderung nach Schließung des BioLab-Werks
Rockdale County strebt an, BioLab aus dem Landkreis zu entfernen und eine erneute potenzielle Umweltkatastrophe zu verhindern. „Wir können nicht länger zusehen, wie ein Unternehmen unsere gegenwärtige und zukünftige körperliche Gesundheit, unsere mentale Gesundheit und unsere Lebensqualität beeinträchtigt“, erklärte Sherri Washington, Kommissarin von Rockdale County.
Die Anwältin des Landkreises, Shayna Sacks, kündigte an, dass eine Klage gegen BioLab und dessen Muttergesellschaft KIK Consumer Products diese Woche beim Bundesgericht eingereicht werde. Ziel sei es, Schadenersatz für den Landkreis und die betroffenen Bewohner zu erwirken sowie eine dauerhafte Schließung der Anlage in Rockdale County zu erreichen.
BioLab äußerte sich zurückhaltend zu den geplanten rechtlichen Schritten, betonte jedoch die Bemühungen des Unternehmens, die Situation zu bereinigen, und erklärte sich bereit, mit dem Landkreis konstruktiv zusammenzuarbeiten. „Wir haben die Klage noch nicht gesehen und es wäre unangemessen, sich dazu zu äußern“, sagte ein Unternehmenssprecher.
Gesundheitsgefahren und Maßnahmen nach dem Unfall
Nach dem Brand meldeten Bewohner mehrerer Bezirke in Georgia einen starken Chlorgeruch in der Luft. Staatliche und bundesstaatliche Luftqualitätstests bestätigten Chlor und Chloramin in der Luft, die nach Angaben der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC schwere Reizungen der Augen, Nase und des Rachens sowie Symptome wie Husten, Atembeschwerden und Kopfschmerzen verursachen können.
Obwohl das Feuer gelöscht wurde, blieb ein chemischer Dunst tagelang in der Luft. Die Behörden warnten vor dem sogenannten „Off-Gassing“, bei dem schädliche Gase aus Materialien in die Luft entweichen. Die Luftqualität habe sich in den folgenden Tagen verbessert, da keine sichtbaren Rauchwolken mehr vorhanden waren und die gemessenen Werte keine signifikanten Anstiege aufwiesen, teilten die Behörden mit.
Unterstützung für Betroffene
BioLab hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den betroffenen Gemeinden zu helfen. Dazu gehört die Einrichtung eines 24/7-Callcenters für Schadensmeldungen, ein vor Ort angesiedeltes Unterstützungszentrum für Anwohner sowie ein Programm zur Entfernung von Trümmern, das bereits über 100 Anfragen bearbeitet hat.
Schulschließungen und Wiedereröffnung
Die Schulen im Rockdale County blieben für drei Wochen geschlossen, während die 15.000 Schüler auf Fernunterricht umstellten. Die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts wurde erst verkündet, nachdem Fortschritte bei der Säuberung der BioLab-Anlage gemeldet wurden. „Es war notwendig, den Fernunterricht zu aktivieren, um die Sicherheit der Schüler und Mitarbeiter zu gewährleisten“, sagte Superintendent Terry Oatts.
Mit der Wiedereröffnung der Schulen und der Aufhebung der nächtlichen Ausgangssperre bleibt der Vorfall eine Mahnung, dass die Auswirkungen von Industrieunfällen auf die Gemeinden erheblich und langanhaltend sein können. Rockdale County bleibt entschlossen, Verantwortung für die entstandenen Schäden einzufordern und die Interessen der Bewohner zu schützen.
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