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Sanierungsstau bei Wohnhäusern: Hohe Bauzinsen und politische Pläne bremsen Erneuerung

congerdesign (CC0), Pixabay
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Die Sanierung von Wohngebäuden gerät 2024 weiter ins Stocken. Hauptgrund dafür sind die gestiegenen Bauzinsen, die viele Immobilienbesitzer und Investoren abschrecken. Sinkende Neubauquoten führen oft auch zu einem Rückgang bei Sanierungen älterer Immobilien – Renovierungsmaßnahmen werden meist vor einem Mieterwechsel oder Einzug in eine leerstehende Wohnung durchgeführt. Bleiben die Mieter jedoch, bleibt oft auch das Gebäude in seinem alten Zustand.

Hinzu kommt, dass die Pläne der Ampelkoalition für eine sogenannte Heiz- und Wärmewende bei vielen Eigentümern auf wenig Interesse stoßen. Insbesondere Besitzer älterer Gebäude, die ohnehin den Großteil des Bestands ausmachen, sind bislang zurückhaltend, wenn es um die Umstellung auf klimaschonende Heizsysteme wie Wärmepumpen geht. Trotz staatlicher Förderung und klimafreundlicher Versprechen bleibt die Bereitschaft für eine umfassende Sanierung gering.

Weniger als 0,7 Prozent der Außenflächen werden erneuert – weit entfernt von Klimazielen

Die Marktforschungsfirma B+L hat erste Zahlen für das Jahr 2024 veröffentlicht, die eine ernüchternde Bilanz zeigen: Weniger als 0,7 Prozent der Fassaden, Dächer und Fensterflächen in Deutschland werden voraussichtlich in diesem Jahr erneuert. Zum Vergleich: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Robert Habeck fordert eine jährliche Sanierungsquote von 1,7 bis 1,9 Prozent, um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Sollte die Sanierungsquote weiterhin so niedrig bleiben, droht eine rapide Veralterung des Bestands, da Außenflächen besonders anfällig für Verschleiß sind und regelmäßig instandgesetzt werden müssen.

Klimaneutrale Gebäude bis 2045? Der Weg ist weit

Um den Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, wie es das Klimaschutzgesetz vorsieht, müsste sich die Sanierungsrate mehr als verdoppeln. Andernfalls bleibt das Ziel unerreichbar. Auch die Europäische Union erhöht den Druck: Neue Vorgaben sehen eine weitgehende Umstellung auf erneuerbare Energien vor, zum Beispiel durch den Einbau von Wärmepumpen und die Abkehr von fossilen Heizsystemen. Diese Anforderungen betreffen alle Regierungen und werden unabhängig von der politischen Führung in Deutschland umzusetzen sein.

Altbauwohnungen droht Überalterung und steigende Folgekosten

Die unzureichende Sanierung älterer Wohnungen bringt Risiken mit sich, vor allem für Käufer von Bestandsimmobilien. Zwar sind ältere Gebäude oft günstiger zu erwerben, insbesondere wenn sie energetisch weit hinter den politischen Standards zurückbleiben. Doch die vermeintliche Ersparnis kann sich später als Kostenfalle entpuppen. Bausachverständige warnen, dass viele Altbauten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren problematische Baustoffe enthalten – von Asbest bis zu giftigen Klebstoffen. Zudem sind diese Gebäude häufig schlecht gedämmt, was moderne Anforderungen an Klimaschutz und Wohnkomfort nur schwer erfüllen lässt. Damals spielten Heizkosten und Lärmschutz noch kaum eine Rolle, und Nachrüstungen sind oft teuer oder bautechnisch schwierig.

Eigentümergemeinschaften: Konflikte erschweren Sanierungsmaßnahmen

Käufer sollten außerdem die Eigentümerstruktur eines Gebäudes genau prüfen. Bei größeren Wohnanlagen mit vielen Parteien kann es innerhalb der Eigentümergemeinschaft zu Spannungen kommen, die Sanierungsmaßnahmen blockieren. Häufig entstehen Streitigkeiten über die Finanzierung und Priorisierung von Instandhaltungsmaßnahmen, was dazu führt, dass wichtige Beschlüsse nicht gefasst werden. Dieser Sanierungsstau kann den Wert der Immobilie dauerhaft mindern.

Protokolle der Eigentümerversammlungen als wertvolle Informationsquelle

Potenzielle Käufer können sich einen Einblick in die Geschichte und den Sanierungszustand eines Gebäudes verschaffen, indem sie die Protokolle vergangener Eigentümerversammlungen lesen. Diese Dokumente enthalten oft Hinweise auf zurückgestellte Sanierungen und Konfliktpunkte innerhalb der Gemeinschaft. Ein häufiges Streitthema sind beispielsweise Aufzüge: Sie verursachen hohe Wartungskosten und müssen nach einigen Jahrzehnten oft vollständig erneuert werden – eine Entscheidung, die schnell zur Zerreißprobe für die Eigentümergemeinschaft werden kann.

Wer beim Kauf einer Immobilie auf mögliche Sanierungsstaus und ungelöste Konflikte achtet, kann sich vor bösen Überraschungen schützen und langfristig die Wertstabilität seines Investments sichern.

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