Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Chemnitz haben gemeinsam mit internationalen Partnern einen entscheidenden Schlag gegen einen groß angelegten Fall von Cyberkriminalität erzielt. In einer koordinierten Aktion wurde am 23. Oktober 2024 auf Zypern ein 35-jähriger Ukrainer festgenommen, der als mutmaßlicher Haupttäter in einem weitreichenden Betrugsfall mit Online-Finanzanlagen gilt. Gleichzeitig durchsuchten die Ermittler insgesamt 22 Objekte in Serbien und auf der Mittelmeerinsel. Die Auslieferung des Verdächtigen nach Deutschland wird derzeit vorbereitet.
Internationale Zusammenarbeit und umfangreiche Ermittlungen
Die Ermittlungen wurden in enger Kooperation mit Eurojust, der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit, sowie den Justiz- und Polizeibehörden in Serbien und Zypern durchgeführt. An den Durchsuchungen waren neben den örtlichen Polizeikräften auch Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Beamte der Chemnitzer Kriminalpolizei und des Landeskriminalamtes Sachsen beteiligt. Die internationale Zusammenarbeit war entscheidend, um den grenzüberschreitenden Betrug aufzudecken und das Netz der Verdächtigen zu zerschlagen.
Umfangreicher Betrug mit Online-Geldanlagen
Der Fall dreht sich um sogenannten Cybertrading-Betrug, bei dem die Täter fingierte Geldanlageprodukte über professionell gestaltete Internetportale anboten. Potenzielle Anleger wurden durch gezielte Werbeanzeigen auf die Webseiten gelockt, wo ihnen hohe Gewinne bei geringen Investitionen versprochen wurden. Die Betrüger nutzten die erfassten persönlichen Daten der Opfer, um gefälschte Kundenkonten zu erstellen und die eingezahlten Gelder auf ausländische Konten umzuleiten. In vielen Fällen erhielten die Anleger nur einen Bruchteil ihrer Investition zurück – oft maximal drei Prozent – oder die versprochenen Gewinne wurden komplett verweigert.
Hoher Schaden in Deutschland und weltweit
Allein in Deutschland wurden bislang rund 120 Geschädigte identifiziert, die einen finanziellen Verlust von insgesamt etwa zwölf Millionen Euro erlitten haben. Zu den Betroffenen zählen auch Bürger aus Sachsen. Weltweit beläuft sich der Schaden auf schätzungsweise 300 bis 500 Millionen Euro, was das Ausmaß des Betrugsnetzwerks verdeutlicht.
Sicherstellung umfangreicher Beweismittel
Bei den Durchsuchungen wurden zahlreiche Beweismittel sichergestellt, darunter Computer, Mobiltelefone, Festplatten und andere digitale Speichermedien. Diese sollen nun ausgewertet werden, um weitere Einzelheiten zum Vorgehen der Täter und mögliche zusätzliche Beteiligte aufzudecken.
Betrugsmethoden und beliebte Rückzugsorte
Zypern und Serbien haben sich in der Vergangenheit als bevorzugte Standorte für Wirtschaftskriminelle im Bereich des Finanzbetrugs erwiesen. Die angeblichen Unternehmen, die die betrügerischen Internetportale betreiben, geben oft Zypern als offiziellen Firmensitz an, während die operativen Tätigkeiten von Serbien aus gesteuert werden. Die Täter nutzen dabei häufig kleine Büros oder private Wohnungen, um ihre kriminellen Geschäfte abzuwickeln.
Warnungen der BaFin
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat wiederholt vor betrügerischen Online-Finanzplattformen gewarnt. In der Vergangenheit waren unter anderem Krypto-Handelsplattformen wie stellarswiss.com und northstar-global im Visier der Aufsichtsbehörde, die angeblich einen Sitz in Nikosia haben. Weitere Beispiele sind die UFGIS Trading Ltd., die sich auf eine gleichnamige Firma in Leipzig bezog, sowie Plattformen wie apheliumtrade.com, capitalmgm.com und freedominvestment.de. Solche Cybertrading-Fälle sind für Kriminelle ein lukratives Geschäft und stellen ein erhebliches Risiko für Anleger dar.
Weitere Ermittlungen und nächste Schritte
Die Ermittlungen gehen weiter, um das gesamte Ausmaß des Netzwerks aufzudecken und weitere Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Die Sicherstellung umfangreicher digitaler Beweismittel könnte dabei helfen, die Hintermänner des Betrugsnetzwerks zu identifizieren und weitere internationale Verbindungen aufzudecken. Die Festnahme des mutmaßlichen Haupttäters auf Zypern und die geplante Auslieferung nach Deutschland markieren einen wichtigen Schritt in der Bekämpfung grenzüberschreitender Cyberkriminalität.
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