Die radikalislamischen Taliban rücken in der afghanischen Provinzhauptstadt Lashkargah weiter vor. Nach heftigen Gefechten in den vergangenen Tagen kontrollierten sie nun mindestens acht der zehn Polizeibezirke der Stadt, sagten lokale Behördenvertreter und Einwohner und Einwohnerinnen der dpa heute. Zuletzt seien erneut heftige Kämpfe im Zentrum ausgebrochen.
Sollte die Stadt mit geschätzt 200.000 Einwohnern im Süden des Landes fallen, wäre es die erste Provinzhauptstadt seit 2016, die die Taliban erobern können. Damals konnten sie kurzzeitig Kunduz im Norden des Landes erobern. Es wäre zudem eine Niederlage für die USA, die offiziell ihren Militäreinsatz im Land Ende August beenden.
Das US-Militär unterstützt die unter Druck stehenden afghanischen Streitkräfte noch mit Luftangriffen. Die Flugzeuge dafür steigen von außerhalb Afghanistans auf, da der Abzug aus dem Land praktisch abgeschlossen ist.
Die afghanische Regierung halte in Lashkargah lediglich noch vereinzelte Einrichtungen wie den Gouverneurssitz, das Gefängnis, das Polizeihauptquartier und eine Militärbasis, sagte der Provinzrat Abdul Achundsada.
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Nach dem Drohnenangriff auf den Öltanker „M/T Mercer Street“ im Persischen Golf hat Großbritannien den iranischen Botschafter einbestellt. Bei dem Zwischenfall am 29. Juli vor der Küste Omans waren ein Brite und der rumänische Kapitän getötet worden. Auch der iranische Botschafter in der rumänischen Hauptstadt Bukarest wurde einbestellt. Großbritannien, Rumänien, Israel und die USA machen den Iran für den Zwischenfall verantwortlich.
Das Schiff wird von der britischen Firma Zodiac Maritime verwaltet. Vorsitzender der Zodiac-Gruppe ist der israelische Geschäftsmann Ejal Ofer, der nach Medienberichten auch Anteile der Gruppe besitzt.
Der Iran wies eine Verwicklung erneut zurück. Es seien keine konkreten Beweise präsentiert worden. „Aber falls es deswegen zu irgendwelchen abenteuerlichen Aktionen gegen den Iran kommen sollte, werden wir die kurzerhand und konsequent erwidern“, sagte der Außenamtssprecher der Nachrichtenagentur ISNA zufolge.
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Ein 100 Jahre alter ehemaliger Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen soll sich Anfang Oktober vor dem Landgericht Neuruppin in Deutschland verantworten. Ein medizinisches Gutachten habe inzwischen die zeitweise Verhandlungsfähigkeit des 100-Jährigen bejaht, teilte Gerichtssprecherin Iris le Claire heute auf Anfrage mit.
Der ehemalige SS-Wachmann soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft durch seine Tätigkeit im Hauptlager des ehemaligen KZ von 1942 bis Februar 1945 wissentlich und willentlich Hilfe zur grausamen und heimtückischen Ermordung von Lagerinsassen geleistet haben. Dabei soll es unter anderem um die Erschießung von sowjetischen Kriegsgefangenen im Jahr 1942 und Beihilfe zur Ermordung von Häftlingen mit dem Giftgas Zyklon B gegangen sein. Angeklagt ist Beihilfe zum Mord in 3.518 Fällen.
Seit dem Urteil gegen den ehemaligen KZ-Aufseher John Demjanjuk im Jahr 2011 besteht die Justiz nicht mehr auf den oft unmöglichen Nachweis individueller Schuld. Auch die allgemeine Dienstausübung in einem Lager, in dem erkennbar systematische Massenmorde stattfanden, kann juristisch geahndet werden.
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